prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Panorama, Gesellschaft | 14.4.2017
Verdächtige Todesfälle: Tschechische Polizei schlägt Alarm und warnt vor gefährlichem "Spiel" im Internet

Prag - Die tschechische Kriminalpolizei hat am Donnerstag auf einer Pressekonferenz eindringlich vor dem im Internet über soziale Netzwerke verbreiteten Todesspiel "Modrá velryba"gewarnt, das international unter seiner englischen Bezeichnung "Blue Whale Challenge" bekannt ist. 

Informationen über das Spiel, das in Russland seinen Ursprung hat und Medienberichten nach dort schon Hunderte Jugendliche in den Tod getrieben haben soll, verbreiteten sich seit einigen Tagen nun auch in den sozialen Netzwerken in Tschechien, so die Polizei. 

Kindern und Jugendlichen werden bei dem Spiel von einem Unbekannten, der sich "Kurator" nennt, Aufgaben auferlegt. Die "Challenge" besteht darin, sich von diesem an die eigenen seelischen und körperlichen Grenzen zu führen zu lassen. Die letzte und höchste Aufgabe besteht dann darin, sich selbst zu töten. 

"Nach gründlicher Beobachtung der sozialen Netzwerke können wir bestätigen, dass dieses Spiel tatsächlich auf dem Gebiet der Tschechischen Republik auftaucht, und wir verstehen das als sehr ernste Bedrohung für die tschechische Jugend. Gegenwärtig führen wir vor allem präventive Schritte durch. Polizisten der Nationalen Zentrale gegen das organisierte Verbrechen, in deren Kompetenz die Computerkriminalität fällt, bemühen sich, mit den Administratoren von von Facebook und Instagram Verbindung aufzunehmen, um die weitere Verbreitung dieses 'Spiels' zu beschränken. Des weiteren prüfen wir, ob einige verdächtige Todesfälle von Kindern, zu denen es in der jüngsten Zeit gekommen ist, irgend eine Verbindung mit diesem Spiel haben", teilte Polizeisprecherin Ivana Nguyenová mit.

Medien spekulieren über gemeinsamen Selbstmord von zwei Mädchen

Tschechische Medien stellen dabei insbesondere einen Zusammenhang mit dem Tod von zwei Schülerinnen her, die am Samstag vor einer Woche in der Nähe der mittelböhmischen Stadt Neratovice von einem Zug überfahren worden waren. 

Aussagen von Augenzeugen lassen darauf schließen, dass die 15-jährigen Mädchen gemeinsam Selbstmord begangen haben. So hätten sich die beiden Jugendlichen beim Herannahen des Personenzuges noch umarmt und seinen ihm gemeinsam entgegen gegangen. Eine offizielle Stellungnahme seitens der Polizei gibt es bislang zu dem Fall nicht.

Ratschlag der Polizei an Eltern und Jugendliche

Eltern und Pädagogen rät die Polizei, mit den Kindern und Jugendlichen über die Gefahren der sozialen Netzwerke zu sprechen. Zudem sollten Eltern aufmerksam auf mögliche Verhaltensänderungen ihrer Kinder achten (Veränderungen des Aussehens, Zufügen von Selbstverletzungen, Einzelgängertum).

Kinder und Jugendliche wiederum, die den Verdacht haben, dass ihre Geschwister, Freunde oder Mitschüler bei dem Spiel mitspielen, bittet die Polizei, darüber sofort die Eltern oder Lehrer zu informieren. 

Am besten sollte zudem ein Link zu entsprechenden Seiten, auf denen das Spiel auftauche, gespeichert werden und ein Screenshot der Seite angefertigt  werden. 

Wie ernst die tschechische Polizei die von der "Blue Whale Challenge" ausgehende Gefahr nimmt, lässt die Tatsache erkennen, dass sie empfiehlt, bei Informationen über oder Kontakt mit dem Spiel, umgehend die nächste Polizeidienststelle zu informieren - oder auch den Polizeinotruf zu wählen, die Nummer 158. (nk)  

Themen: Blue Whale Challenge, Selbstmord, Cybermobbing, Internet, Kindererziehung
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