www.theater.czwww.theater.cz | Pressemitteilungen | 3.10.2016
Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache gibt das Programm seines 21. Jahrgangs bekannt

Das anerkannte Prager Theaterfestival deutscher Sprache, das jährlich die eindrucksvollsten Theaterproduktionen aus der gesamten deutschsprachigen Region präsentiert, stellt sein reichhaltiges Kulturprogramm vor. Der diesjährige, 21. Jahrgang, findet vom 19. November bis 5. Dezember 2016 in mehreren Prager Theatern statt. Die künstlerische Leitung des Festivals, vertreten vor allem durch Petr Štědroň, dem gegenwärtigen Direktor des Divadlo Na zábradlí, und Festivaldirektorin Jitka Jílková, bringt in diesem Jahr zehn Inszenierungen nach Prag. „Die absolute Mehrheit der Vorstellungen, die wir für das 21. Festival ausgewählt haben, beinhalten erstranging, oder zumindest zweitrangig, starke politische Aussagen“, betont Festivaldirektorin Jitka Jílková.

Das Programm des 21. Jahrgangs des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache wird am 19. November 2016 im Prager Divadlo na Vinohradech/Theater in den Weinbergen mit William Shakespeares HAMLET in der Regie von Thomas Ostermeier der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz eröffnet. "Im diesjährigen Shakespeare Jahr, 400 Jahre nach dem Tod des großen Dramatikers, wollen natürlich auch wir eine Spur von Shakespeare in Programm haben. Thomas Ostermeiers HAMLET aus Berlin ist eine prächtige, starke und bildhafte Inszenierung, nach der wir uns lange Jahre gesehnt hatten, bis wir sie nun endlich nach Prag bringen können", erklärt Chefdramaturg Petr Štědroň. In der Titelrolle ist der bekannte Schauspieler Lars Eidinger zu sehen. Die fast 20 Figuren des Stücks werden in Ostermeiers Inszenierung von nur sechs Schauspielern gespielt, die ständig die Rollen wechseln.

Im Rahmen des Festivals werden dem tschechischen Publikum auch drei Inszenierungen präsentiert, die zum Theatertreffen 2016 eingeladen waren. Die ersten zwei sind Stücke des Dokumentartheaters, Stolpersteine Staatstheater, die die Schicksale jüdischer Theatermacher im 2. Weltkrieg zum Thema haben, und das work in progress The Situation der Israelischen Regisseurin Yael Ronen, in dem die Geschichten von Migranten aus Palästina, Israel und Afghanistan erzählt werden.

Der schweizerische Beitrag zum diesjährigen Festival ist die Inszenierung Hans Schleif in der Regie von Julian Klein. Hans Schleif ist der Name des Großvaters und SS Mitglieds, von dem Enkel Matthias Neukirch, Schauspieler am Schauspielhaus Zürich, erzählt. Durch den Versuch, Vergangenheit und Gegenwart zu verknüpfen, entstand eine sehr persönliche Arbeit, die die Geschichte unmittelbar greifbar macht und für den Friedrich-Luft-Preis nominiert wurde.

Das Trauerspiel Der Auftrag des Staatsschauspiels Hannover stellt die Frage, wohin Revolutionen führen und präsentiert außer atemberaubenden Bildern auch die bekannte deutsche Theater- und Filmschauspielerin Corinna Harfouch. "Theater als Séance!"

Die österreichische Inszenierung F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig ist ein rührendes Puppentheater über die von Naziärzten durchgeführten Experimente an Kindern, verarbeitet vom talentierten Puppenspieler Nikolaus Habjan und dem Regisseur Simon Meusberger. Die Inszenierung erhielt den Nestroypreis in der Kategorie Beste Off-Produktion.

Das Stück Und dann kam Mirna handelt vom Generationskonflikt zwischen den heute Dreißigjährigen und ihren Kindern. Es wurde mit dem Friedrich Luft Preis und dem Publikumspreis der Mühlheimer Theatertage ausgezeichnet.

Im Rahmen des 21. Festivals Sprache wird das neue Theaterstück der tschechischen Schriftstellerin Petra Hůlová Zelle Nummer vorgestellt, frei inspiriert vom luxemburgischen Schriftsteller Roger Manderschein. Das Projekt ist eine Koproduktion der Luxemburgischen Botschaft in Prag, des Studio Hrdinů und des Prager Theaterfestivals.

Interessant wird auch der diesjährige heimische Beitrag – der Josef Balvín Preis für die beste Inszenierung eines deutschsprachigen Textes ging diesmal an das Ensemble Lachende Bestien für ihre Bearbeitung von Werner Schwabs Pornogeografie.

Die letzte Vorstellung des diesjährigen, 21. Festivals theater.cz, die ebenfalls zum Theatertreffen eingeladen war und am 5. Dezember gespielt wird, ist die Dramatisierung des bekannten Romans Theodor Fontanes Effi Briest. "Die Inszenierung Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie in der Regie von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk aus dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg ist sehr musikalisch, mit Live-Musikern auf der Bühne und tollen Schauspielern. Vor allem ist es aber völlig unerwartet eine richtige Komödie, die mit mehreren Ebenen und Motiven der Weltliteratur spielt", sagt Festivaldirektorin Jitka Jílková.

Hauptprogramm des 21. Theaterfestivals

  •  19. 11., Divadlo na Vinohradech, HAMLET – Regie Thomas Ostermeier (Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin)
  •  20. und 21. 11., Divadlo Archa, STOLPERSTEINE STAATSTHEATER – Regie Hans-Werner Kroesinger (Staatstheater Karlsruhe)
  •  21. und 22. 11., Divadlo ABC, THE SITUATION – Regie Yael Ronen (Maxim-Gorki-Theater, Berlin)
  •  24. und 25. 11., Venuše ve Švehlovce, PORNOGEOGRAPHIE – Regie Michal Hába (Lachende Bestien, Praha)
  •  26. und 27. 11., Studiobühne des Divadlo na Vinohradech, HANS SCHLEIF – Regie Julian Klein (Schauspielhaus Zürich)
  •  27. 11., Divadlo na Vinohradech, DER AUFTRAG – Regie Tom Kühnel und Jürgen Kuttner (Staatsschauspiel Hannover)
  •  29. und 30. 11., Divadlo Rokoko, F. ZAWREL – ERBBIOLOGISCH UND SOZIAL MINDERWERTIG – Regie Simon Meusberger
  •  1. und 2. 12., Studio Hrdinů – ZELLE NUMMER – Regie Jan Horák und Michal Pěchouček
  •  3. und 4. 12., Divadlo pod Palmovkou, UND DANN KAM MIRNA – Regie Sebastian Nübling (Maxim Gorki Theater Berlin)
  •  5. 12., Nová scéna Národního divadla Praha, EFFI BRIEST – ALLERDINGS MIT ANDEREM TEXT UND AUCH ANDERER MELODIE – Regie Clemens Sienknecht und Barbara Bürk (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)

 

Das Prager Theaterfestival deutscher Sprache

Das jährliche Festival theater.cz ist eine anerkannte internationale Veranstaltung für die Präsentation von Theaterinszenierungen und -projekten aus allen deutschsprachigen Ländern, also Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein. Es kooperiert mit den bekanntesten Ensembles und Theatermachern und legt Wert auf höchstes künstlerisches Niveau. Jedes Jahr verleiht das Festival den Josef Balvín Preis (benannt zu Ehren des langjährigen Dramaturgen des Festivals) an die beste tschechische Inszenierung eines in deutscher Sprache geschriebenen Textes. Die siegreiche Aufführung wird ins Festivalprogramm aufgenommen.

Heuer findet das Festival bereits zum 21. mal statt. Es wurde 1996 vom Schriftsteller und Dramatiker Pavel Kohout, ursprünglich als Deutsches Theater in Prag, gegründet. Seit 1997 ist Jitka Jílková Festivaldirektorin, die für ihre Tätigkeit mit deutschen und österreichischen Staatsauszeichnungen bedacht wurde.

Das Festival theater.cz ist vor allem auf das tschechische Publikum ausgerichtet und weist hohe Besucherzahlen aus. Alle Vorstellungen werden mithilfe von Untertiteln oder simultan in Kopfhörer übersetzt, deshalb sind die Vorstellungen auch für jene Zuschauer zugänglich, die nicht deutsch sprechen (tschechische Produktionen werden wiederum ins Deutsche übersetzt).

Autor:
Pressemitteilung des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache vom 13.9.2016
Bildnachweis:
Theater.cz / Schaubuehne.de / © Arno Declair

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