www.museummontanelli.comwww.museummontanelli.com | Pressemitteilungen | 25.4.2017

Prag - Die Ausstellung von Vladimír Novák, eines bedeutenden Vertreters der Künstlergeneration der 70er Jahre und des Mitbegründers der Freien Gruppe 12/15, Pozdě, ale přece (Besser spät als nie), im Museum Montanelli stellt vom 28. 4. bis 26. 7. 2017 das umfangreiche Werk des Künstlers kurz vor. Sein bisheriges, außergewöhnlich konzentriertes malerisches Schaffen widmet sich insbesondere der Stellung des einzelnen menschlichen Wesens im Sturm der gipfelnden Neuzeit, die ihm wackelig und unsicher erscheint. Es sollte angemerkt werden, dass die wesentlichen Merkmale von Vladimír Nováks Talent sich schon während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Prag zeigten, an der noch die Atmosphäre der relativ offenen 60er Jahre nachklang. Der Künstler malte damals eine Reihe von komplizierten, finsteren Figurenkompositionen, die ihre neofiguralistische Inspiration nicht abstritten.

In der 2. Hälfte der 70er Jahre und Anfang der 80er Jahre, in denen sich die Formen in der bildenden Kunst nicht nur in der Welt, sondern auch in der Tschechoslowakei grundlegend wandelten, fand sich Vladimír Novák in einer Situation wieder, in der sein Schaffen neue Grundlagen für seine unverwechselbare bildnerische Sprache fand. In der tschechischen Künstlerszene erschien so ein außergewöhnlich individueller, unübersehbarer Künstler, dessen Werk bis heute durch seine Unüblichkeit, Lebendigkeit und Dringlichkeit besticht.

Anfangs durchlief Novák eine große malerische Askese, eine Vereinfachung der malerischen Mittel im Bildaufbau. Mehr als um die Beherrschung der Komposition ging es ihm um die Entlarvung der Beziehungen von Mensch und Raum, um die Enthüllung der Spannung zwischen Individuum und Welt. Damit sich das Wesen dieser Beziehung möglichst scharf abzeichnet, reduziert Novák die künstlerischen Mittel auf dramatische, aufgewühlte Zeichnungen in Grau-, Braun- und Schwarztönen. Er stört die festgelegte Form des Bildes – Figurfragmente im Raum vor dem Bild werden Teil des Bildes; ihre Formenlehre führt einen Dialog mit den Formen der Bilder dahinter. Vladimír Novák untersucht hier die traditionelle Form des aufgehängten Bilds von Grund auf neu. Der bisherige Charakter des Bilds wird relativiert, und gleichzeitig verweist er auf seine unerwartete, sich ständig erneuernde Funktion, auf die Fähigkeit, stetig neue Bedeutungen und Botschaften in einer sich verändernden Zeit zu tragen. Die wesenhafte Malerischkeit von Vladimír Novák erforderte bald einen Rückzug von der strengen Genügsamkeit und eine Lockerung der malerischen Gestik, mit einer Entwicklung der koloristischen Bildqualitäten. Der puristische Raum der vorhergehenden Gemälde wird durch Fragmente des menschlichen Körpers und sich materialisierende neue Formen, die jedoch immer die Vorstellung von etwas Unbewusstem hervorrufen, ergänzt. Die Figur, ein Zeichen der Körperlichkeit des menschlichen Wesens, erforscht den Raum, sie sucht nach seinen Dimensionen, die ihre eigene Stellung, ihre Verankerung, ihre Beschränkungen und vielleicht auch die Gründe, warum sie mitten in die Welt geraten ist, erhellen würden. Sie wird durch merkwürde Objekte verunsichert, die aus der Schnittstelle von Traum und Wachsein heraustreten, aus unklaren Erinnerungen, die durch ihre Bewegung und Rotation eine einzigartige Zeit suggerieren und menschlichen Wesen die Orientierungsmöglichkeiten nehmen. Nováks Mensch tritt so der Herausforderung der Zeit und des Raums entgegen, einer Herausforderung der Welt, die vor ihm ständig neu entsteht, aber nie sein unangefochtener Herr werden kann.

Durch malerische Gewinne immobilisiert, hat Vladimír Novák seine unmethodischen Umgangsweisen mit dem traditionellen Medium – dem Bild und der Malerei – intensiv entwickelt. Schon völlig befreit betritt er die zwanghafte Welt der Introspektion, um mit einer gewissen, ständig jedoch stark voreingenommenen Distanz den Raum der Welt zu beobachten, in dessen Mitte er sich selbst befindet, egal, wer er ist. Von dort hört er dem Rauschen der Geschichten und dem Beben der Schicksale zu, in denen er plötzlich nicht immer eindeutig verständliche Zeichen der Wirklichkeit erblickt. Einmal sind es Orte, die in seiner Malerei vernebelt, unklar, kompakt und undurchlässig gezeigt werden, voller Unwetter und Stürme, in denen außerweltliche Zeichen auftauchen. An anderer Stelle sind es Orte voller Glanz und Strahlen, Orte mit mehr Dimensionen, als wir irdisch verstehen könnten.

Die tschechische Kunst der letzten zehn Jahre hat nur wenige Maler hervorgebracht, die den Umgang mit der Macht der Farben nicht souverän, sondern natürlich-selbstverständlich beherrschen. Vladimír Novák gehört zweifelsohne zu diesen Wenigen, für die die Malerei, das Bild auf grundlegende Weise eine rein visuelle Unterredung über die Welt und den Menschen ist. Er ist auch derjenige, dessen Werk ein uraltes Medium wie das Gemälde in der sich hastig wandelnden Welt neu legitimiert.

Ivan Neumann

 

Vladimír Novák

  • * 30. April 1947 in Louny, Tschechoslowakei
  • Studium
  • 1963-1967 Künstlerische Mittelschule, Prag;
  • 1967-1973 Akademie der bildenden Künste, Prag (Prof. A. Paderlík).
  • Seit 1987 ist er Mitglied der Freien Gruppe 12/15 Pozdě, ale přece (Besser spät als nie)
  • Seine Werke sind in der Nationalgalerie Prag, der Galerie der Mittelböhmischen Region (GASK) Kutná Hora, der Galerie der Hauptstadt Prag, der Alšova jihočeská galerie in Hluboká n. Vlt., der Kunstgalerie Karlový Vary, der Galerie der modernen Kunst in Hradec Králové, der Regionalgalerie Liberec, der Galerie der bildenden Künste in Roudnice nad Labem und in privaten Sammlungen in der Tschechischen Republik und im Ausland vertreten.

Museum Montanelli, MuMo
28. 4. 2017 – 26. 7. 2017
Nerudova 13, 118 00 Praha 1
Kontakt:
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Autor:
Pressemitteilung des Museum Montanelli vom 24.4.2017
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