Der Autor

Dorothea Starck, Jahrgang 1989, studierte Kulturanthropologie/Volkskunde und Philosophie an der Universität Mainz sowie Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig.

Aktuell lebt sie in Prag und besucht dort im Rahmen eines Auslandssemesters an der Karls-Universität vor allem Film- und Philosophieveranstaltungen.

Für prag aktuell ist sie seit März 2016 als Redakteurin und Bloggerin aktiv.

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| Dorothea Starck | 11.5.2016

Die Mutter aller Teehäuser: Dobrá Čajovna

Mein erster Besuch in einem tschechischen Teehaus

Zu Beginn meiner kleinen Teereise habe ich die Mutter aller (tschechischen) Teestuben besucht: das Teehaus Dobrá čajovna am Wenzelsplatz. Anfang der 90er Jahre wurde es von der „Company of Tea Devotees“ eröffnet.

Wahrscheinlich hätte die Teestube schon früher existiert, wäre der Import von hochwertigem Tee unter dem kommunistischen Regime nicht illegal gewesen. Denn schon in den 80er Jahren träumten die Gründer der Dobrá čajovna von einem eigenen Teehaus und trafen sich heimlich, um ihre geschmuggelten Tees zu verkosten.

Die heimlichen Treffen haben sich gelohnt: Bevor ich das Teehaus überhaupt betrat, war ich schon von dem Außenbereich positiv überrascht. Der Kontrast zu dem hektischen Wenzelsplatz hätte nicht größer sein können. Gerade eben noch durch Touristentrauben, Segways und Selfie-Sticks durchgekämpft, empfing mich jetzt ein erstaunlich ruhiger Innenhof mit Bambusschirmen, kleinen Tischen aus Teekästen und einer Buddha-Statue.

Im Teehaus selbst war es nicht anders. Bambusstühle, orientalischer Teppich und sogar eine Ecke mit Sitzkissen auf dem Boden. Zur Teekarte wurde eine kleine Klingel gereicht: Die wird benutzt, sobald man bereit zum Bestellen ist. Niemand hält dir eine Pistole an die Stirn und drängt dich zu fatalen Entscheidungen.

Das wäre dort auch besonders ärgerlich. Denn die Karte bietet über 140 verschiedene Tees vorwiegend aus China, Indien und Japan an. Dazu gibt es ein paar Sätze zur Geschichte des jeweiligen Tees, diverse Snacks, wie Baklava oder Couscous sowie kalte Teegetränke. Da braucht man eine Weile zum Lesen.

Letztendlich gab es für mich eine Teekanne „White Poetry“ oder auch Bai Mu Dan Cha genannt. Der weiße Tee aus der chinesischen Provinz Fujian wird vier Mal aufgegossen und kostet umgerechnet 4 Euro. Die japanischen Reiskekse gab es für 1 Euro dazu. Die Preisspanne der Tees fängt an bei umgerechnet 2,90 Euro und endet bei 5,50 Euro für einen hochwertigen Matcha-Tee, der gewöhnlich für japanische Teezeremonien bekannt ist.

Kaffee und Alkohol gibt es dort nicht. Die Dobrá čajovna versteht sich als orthodoxes Teehaus. Jährlich besucht das Team verschiedene Länder, um den Tee vor Ort auszuwählen und Kontakt zu den Bauern zu pflegen.

Für den Gründer des Teehauses bedeutet das mehr als bloß Arbeit: „Für mich ist es ein Lebensstil. Ich schätze die Kultur und den Geist der Teeländer und ich schätze den Kontakt mit den verschiedenen Leuten. Ich habe die Mission, den Tee und die Teekultur hierher zu bringen und das Gefühl meinen Kunden zu übermitteln. Das ist der Unterschied zwischen Tee und Kaffee. Ich denke, Kaffee hat keinen Geist. Daher verehre ich Tee“, so Aleš Juřina in einem Interview gegenüber Radio Praha.

Auch wenn dort der Geist des Tees über allem zu schweben scheint, trifft man auf eine nette Mischung von Studierenden, Geschäftsleuten und Touristen. Ein Besuch im „guten Teehaus“, so wörtlich übersetzt, lohnt sich in jedem Fall. Der Name hält, was er verspricht: Es ist wirklich gut.

Bildnachweis:
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Dobrá čajovna
Václavské Náměstí 14
110 00
Praha 1
Hauptstadt Prag (Hlavní město Praha)
Tschechische Republik
+420 224 231 480

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