prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Kriminalität | 28.5.2014
Transportierte der Serienmörder nach der Tat noch ahnungslose Fahrgäste im Taxi eines der Opfer?

Prag - Seit über einem Monat macht eine Sonderkommission der tschechischen Polizei Jagd auf einen Serienmörder, der in diesem Jahr schon mindestens drei Mal zugeschlagen und mindestens drei Taxifahrer auf dem Gewissen hat. Zwei davon ermordete der Täter nacheinander in einer einzigen Nacht.

Seine beiden letzten Opfer, einen 26-jährigen und 60-jährigen Taxifahrer, misshandelte er jeweils zunächst und tötete sie schließlich mit einem Schuss in den Hinterkopf. Die beiden entstellten Leichen warf er an einem Feldweg in Prag-Uhříněves in einen Straßengraben, wo sie am nächsten Morgen, am 11. April 2014 gefunden wurden.

Die polizeilichen Ermittlungen ergaben nach einigen Tagen, dass auf das Konto desselben Täters auch der Mord an einem 42-jährigen Taxifahrer geht, der Anfang Februar in der Lužická-Straße in Vinohrady erschossen in seinem Wagen aufgefunden worden war. Die Polizei gründete eine Sonderkommission: Gejagt wird ein Serienkiller, Motiv für die Bluttaten - unklar.

Tschechische Medien spekulieren zudem über ein viertes Opfer des Täters, eine Rentnerin, die am 13. Februar am helllichten Tag in einer Prager Straßenbahn ohne erkennbares Motiv erschossen wurde.

Und je mehr Informationen über die Taten und vor allem das Nachtatverhalten des Taxikillers bekannt werden, desto unheimlicher erscheint das Profil des bisher unbekannten Täters. Am Montag wandten sich die Kriminalisten erneut an die Öffentlichkeit.

Es ein furchtbarer Verdacht, der die Kriminalisten umtreibt: Vollzog der Täter in der Nacht des Doppelmordes vom 10. auf den 11. April einen makabren Rollenwechsel und transportierte unmittelbar nach seinem dritten Mord womöglich ahnungslose Fahrgäste im Taxi des kurz zuvor ermordeten Fahrers?

Hintergrund für diese Hypothese ist die Tatsache, dass es der Polizei inzwischen in akribischer Detektivarbeit gelungen ist, insbesondere durch Auswertung von stundenlangen Aufnahmen der städtischen Überwachungskameras, ein recht genaues, wenn auch nicht lückenloses Bewegungsprofil der beiden Taxis in der Tatnacht zu erstellen.  

Aufgrund der Überwachungsvideos gehen die Ermittler nun sicher davon aus, dass der Täter nach seinem zweiten Mord dieser Nacht noch eineinhalb Stunden in dem Fahrzeug des zuvor ermordeten Taxifahrers durch das Prager Stadtzentrum kreuzte.

"Die Kriminalisten wissen, dass der schwarze Škoda Superb (Foto) am Donnerstag den 10. April um 23.25 aus Uhříněves in Richtung Zentrum gefahren ist. Einige Minuten vor Mitternacht tauchte der Wagen des Geschädigten dann in der Straße Vinohradská auf, von dort fuhr er in Richtung Hauptbahnhof. Danach erfassen die Kriminalisten die Bewegung des Wagens erst wieder um 0.30 Uhr morgens, und zwar an der Kreuzung der Straßen Šumavská und Lužická in Prag 2, die der Wagen jedoch nur durchfuhr. An den gleichen Stellen wurde er dann erst fünf Minuten vor 01.00 Uhr erfasst, wo er dann auch gefunden wurde", beschreibt die Eckpunkte der rätselhaften Fahrt des Täters nach dem Doppelmord Polizeisprecherin Hana Jeřábková.

Doch warum fuhr der Täter noch eineinhalb Stunden mit dem als Taxi gekennzeichneten Wagen durch Prag? Schlüpfte er bewusst in die Rolle seines Opfers? Wollte er Passagiere von der Straße aufnehmen? Suchte er neue Opfer? Und stiegen tatsächlich Fahrgäste in den Wagen ein?

Die Ermittlungen der Polizei gehen diesbezüglich derzeit in zwei Richtungen: Zum einen wollen die Beamten ausschließen, dass ein anderer Taxifahrer mit einem Fahrzeug baugleichen Typs in Prag unterwegs ist, das - für hiesige Verhältnisse sehr ungewöhnlich - das Taxischild auf einem Dachgepäckträger montiert hat.

Zum anderen sucht sie mögliche Zeugen, dies könnten auch ausländische Touristen gewesen sein, die in der Nacht vom 10. auf den 11. April 2014 zwischen 23.30 Uhr und 00.55 Uhr in das Taxi eingestiegen sind, oder aber das Fahrzeug gesehen haben. Zu diesem Zeitpunkt saß der Serienkiller am Steuer. (nk)

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