Die diametralen Pole Individuum und Gesellschaft bewegen sich seit jeher in einem Gegensatz zueinander, sind aber nicht voneinander zu trennen. Persönliche Wünsche und Neigungen auf der einen Seite, auf der anderen Seite die auch als einschränkend erlebten Anforderungen der sozialen Gruppe, ohne die der Einzelne jedoch nur schwerlich existieren kann. Vielleicht noch mehr als andere Religionen ist das Judentum in der alltäglichen Praxis ohne Gemeinschaft nicht denkbar. Im Falle der jüdischen Minderheit ist zudem zu bedenken, dass die jüdische Gemeinschaft auch von zentraler Bedeutung sein kann für die eigene identitäre Selbstvergewisserung, für die Abgrenzung zur, aber auch den Schutz gegenüber der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, die gewissermaßen als dritte, nicht selten repressiv wahrgenommen Bezugsgröße eine bedeutende Rolle spielt.
Genau diesem Spannungsfeld widmet sich vorliegender Sammelband für die Geschichte der Juden in den Ländern der böhmischen Krone zwischen 1520 und 1848, also in der Frühen Neuzeit bis zur Revolution von 1848/49.