Prag | Rubrik: Reise | 20.6.2011

Drei Perlen am Karlsplatz

Prager Kirchen, Teil 5: St.-Ignatius-Kirche, St. Johannes Nepomuk am Felsen, Sankt-Marien-Kirche

Prag - Den Abschluss der Kirchenserie bildet ein "Dreierpack" rund um den Karlsplatz. Alle drei Kirchen liegen nahe beieinander, so lässt sich die Besichtigung mit einem schönen Spaziergang rund um den großen Platz verbinden. Am Ende wartet noch eine besondere Überraschung auf den tapferen Spaziergänger – doch der Reihe nach.

Der Rundgang beginnt bei einem der dominantesten Gebäude am Karlsplatz, der St.-Ignatius-Kirche (Kostel svatého Ignáce z Loyoly).

Schon von weitem ist die prächtige Barockfassade zu sehen, die stark an Il Gesú in Rom erinnert und von einer Statue des Heiligen Ignatius mit goldenem Strahlenkranz gekrönt ist. Entstanden ist diese Kirche 1665-70 im Auftrag der Jesuiten. Was die Fassade verspricht, wird vom Innenraum noch weit übertroffen. Der Besucher findet sich in einem reich ausgestatteten barocken Kirchenraum wieder, in dem das Auge angesichts der vielen prächtigen Details kaum zur Ruhe kommt. Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht während der (tschechischen) Gottesdienste, die noch immer von den Jesuiten geleitet werden.

Lenken wir nun unsere Schritte in südliche Richtung und verlassen den Karlsplatz auf der Vyšehradská. Auf halben Weg liegt auf der linken Seite eine Kirche mit kompliziertem Namen: St. Johannes von Nepomuk am Felsen. Aufgrund ihrer exponierten Lage wirkt sie auf den vor ihr stehenden Betrachter besonders beeindruckend. Erbaut wurde sie in den Jahren 1730 bis 39 von Kilian Ignaz Dientzenhofer. Aufmerksamen Lesern der Kirchenreihe wird dieser Name bekannt vorkommen, es ist der selbe Architekt, der für den Bau von St. Cyrill und Method verantwortlich zeichnete. Die Freitreppe vor der Kirche wurde erst etwas später, nämlich 1776, hinzugefügt. Heute ist sie leider in sehr schlechtem Zustand und darf daher nicht mehr betreten werden.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Kirche selbst: Diese ist die meiste Zeit geschlossen und damit für Besucher unzugänglich. Lediglich sonntags um elf Uhr, wenn die deutsche katholische Gemeinde dort ihre Messe feiert, ist die Kirche geöffnet. Diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der Altar wartet mit einer Besonderheit auf. Hier befindet sich eine vergoldete Holzstatue des Heiligen Nepomuk, die Johann Brokoff im Jahre 1682 anfertigte. Und eben diese Statue ist das Vorbild für eine weitaus berühmtere Darstellung des Heiligen Nepomuk – die auf der Karlsbrücke.

Direkt gegenüber der Kirche befindet sich das Emmauskloster mit der Sankt-Marien-Kirche (Kostel Panny Marie na Slovanech). Diese Kirche hat eine wechselhafte Baugeschichte hinter sich: Gebaut wurde sie 1347 bis 1372. Im 17. Jahrhundert wurde sie um zwei Türme erweitert und teilweise barockisiert, Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie wiederum regotisiert. Am 14. Februar 1945 schließlich wurde der Bau bei einem Luftangriff auf Prag stark beschädigt, unter anderem fielen ihm die beiden Türme zum Opfer. Diesem an sich furchtbaren Ereignis verdankt das Gebäude heute seine besondere Erscheinungsform. Im Zuge der Instandsetzung nach dem Krieg wurden die beiden Türme nämlich nicht wieder aufgebaut, sondern durch ein spektakuläres Dach ersetzt, das man sich unbedingt einmal angesehen haben sollte. Aufgrund der recht hohen Lage der Kirche ist das Dach auch vom anderen Ufer der Moldau weithin sichtbar.

Zum Schluss noch die versprochene Belohnung. Um den Spaziergang fortzusetzen und sich zwischendurch ein wenig auszuruhen, bieten sich zwei Möglichkeiten an. Am Fuße des Berges, auf dem das Kloster steht, liegt der botanische Garten der Karlsuniversität. In dieser grünen Oase lässt es sich wunderbar herumschlendern und die Natur genießen. Geöffnet ist der Garten im Sommer täglich bis 19 Uhr. Der Eintritt für die Außenanlagen ist kostenlos.

Eine andere, etwas verstecktere Gartenanlage befindet sich auf dem Gelände von St. Johannes von Nepomuk am Felsen. Hier ist ein kleiner, aber sehr liebevoll gestalteter Steingarten angelegt, der vom Karlsplatz aus betreten werden kann. Geöffnet ist er täglich bis 18 Uhr, der Eintritt beträgt etwa einen Euro. (bf)

Autor: Benjamin Friedrich
Zuletzt aktualisiert: 5.5.2016

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