Rubrik: Kriminalität | Veröffentlicht am: 15.11.2013

Johannesburg/Prag - Der bekannteste Tscheche weltweit ist sicherlich Václav Havel. In Deutschland dürfte Karel Gott auf der Hitliste der bekanntesten tschechischen Persönlichkeiten ganz oben stehen. In Südafrika wiederum reichen die Erstgenannten beide nicht an den Bekanntheitsgrad eines Radovan Krejčíř heran.

Denn seit der kontroverse tschechische Unternehmer auf der Flucht vor der tschechischen Justiz im Jahr 2007 ausgerechnet im einstigen Apartheidstaat sein neues Domizil aufgeschlagen hat, umflort den Tschechen eine Aura des Todes. Medienberichten nach sind in den vergangenen Jahren in Südafrika bereits mehr als zehn Menschen aus dem persönlichen oder geschäftlichen Umfeld des Mannes ermordet worden oder eines gewaltsamen Todes gestorben.

Die tschechische Kriminalpolizei ermittelte seinerzeit gegen Krejčíř, da sie ihn verdächtigte, die Ermordung eines Zollbeamten geplant zu haben, des Weiteren wurde gegen ihn wegen des Verdachts der Entführung, des Betrugs, unerlaubten Waffenbesitzes, Steuerhinterziehung und weiterer Finanzdelikte ermittelt.

Am 18. Juni 2005 entging Krejčíř bei einer Hausdurchsuchung seines Anwesens in Prag seiner Festnahme durch ein Spezialkommando der Polizei. In einem unbeobachteten Moment verschwand er einfach durch den Hinterausgang.

Inzwischen scheint der Boden für den während der Kuponprivatisierung Anfang der 90er Jahre zu märchenhaftem Reichtum gelangten Tschechen jedoch in Südafrika sehr heiß zu werden. Am Dienstag dieser Woche wurde in Bedfordview bei Johannesburg ein Bombenattentat auf den 45-Jährigen verübt. Bei dem Anschlag wurden zwei Menschen getötet, darunter auch der ebenfalls von der tschechischen Polizei per Haftbefehl gesuchte Unternehmer Jan Charvát. Mehrere Menschen wurden zudem verletzt.

Radovan Krejčíř selbst entkam dem Attentat zwar, doch war es bereits der zweite Mordanschlag auf ihn in diesem Jahr. Doch damit nicht genug. Medienberichten nach bereitet der Ortsverband der oppositionellen südafrikanischen Partei Democratic Alliance (DA) eine Petition vor, in der die Ausweisung des ungeliebten Gastes aus Tschechien gefordert wird. Am heutigen 16. November nun melden Medien, die südafrikanische Polizei habe das Vermögen von Krejčíř und dessen Frau in Südafrika beschlagnahmt und eingefroren, darunter die Wohnimmobilie des Paares und einige Luxuslimousinen.

Im Exklusiv-Interview, das Krejčíř nach dem Anschlag auf ihn dem südafrikanischen Nachrichtenportal EyeWitness News (EWN) gab, gibt sich der in Afrika rund, und wie Medien meinen, in der dortigen Unterwelt allzu schnell heimisch gewordene Flüchtige lammfromm: Ob er ein Gangster sei? Oder ein Mafia-Boss? "Nein, ich bin ein Familienmensch." (nk)

Autor: Niels Köhler
Themen: Radovan Krejčíř
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