Prag - Die Parlamentsdebatte über einen von ČSSD-Abgeordneten eingebrachten Gesetztentwurf zur Verlängerung der staatlichen Frist für die Beurteilung der kirchlichen Restitutionsansprüche und Kontrolle der Entscheidungen gipfelte am Freitag im Prager Abgeordnetenhaus in Teilen des Plenums in einem Sturm der Entrüstung.
In einem vom Tschechischen Fernsehen (ČT) veröffentlichten Mitschnitt der Debatte sind empörte Zwischenrufe und wütendes Pochen auf die Parlamentspulte zu hören.
Grund für die Aufregung war ein kurzes Statement des sozialdemokratischen Regierungsabgeordneten Igor Jakubčík (Foto), der seinen Kollegen nach eigenem Bekunden einige "historische Fakten" in Erinnerung rufen wollte. Die Katholische Kirche, so Jakubčík, habe in der Zeit des Zweiten Weltkriegs mit den deutschen Nazis kollaboriert und den Völkermord an den Juden gebilligt.
Wörtlich sagte der 47-jährige Regierungsabgeordnete: "Die Katholische Kirche hat während des Zweiten Weltkriegs nicht gelitten, sie war einer der größten Verbündeten von Nazi-Deutschland. Die Katholische Kirche hat die Deportation und Ermordung der Juden gebilligt. Die Katholische Kirche hat den nazistischen Kriegsverbrechern bei ihrem Abgang nach Südamerika geholfen."
Jakubčík reagierte damit auf seinen Vorredner von der oppositionellen TOP 09, František Laudát. Der hatte kritisiert, dass die Regierungskoalition sich der Kirche vor dem Hintergrund des von ihr erlittenen Unrechts gegenüber unehrenhaft verhalte: "Nachdem, was sie sowohl in der Zeit des Zweiten Weltkriegs als auch besonders während der Ära des Sozialismus in den 50er und 60er Jahren erlebt hatte." (nk)