Riad/Prag - Saudi-Arabien hat eine diplomatische Offensive gegen die Tschechische Republik gestartet, berichtet die Online-Ausgabe der in Prag erscheinenden Tageszeitung Lidové noviny heute unter Berufung auf mehrere namentlich nicht genannte Quellen aus diplomatischen Kreisen.
Hintergrund sind die jüngsten Äußerungen des tschechischen Präsidenten Miloš Zeman (Foto) zum Zusammenhang von Islam und Terrorismus.
"Am Sonntag wurde unser Botschafter in Riad, Jiří Slavík, ins Außenministerium einberufen und dort haben sie sich sehr nachdrücklich über alle möglichen antimuslimischen Aussprüche Zemans beschwert", zitiert Lidové noviny eine hochgestellte diplomatische Quelle. Und weiter: "Der letzte Fall war die Mai-Rede des Präsidenten bei dem Empfang der anlässlich des israelischen Staatsfeiertags. Die Saudis hatten aber eine genaue Aufstellung all dessen, was Zeman zu diesem Thema schon in der Vergangenheit gesagt hatte, das waren einige Seiten. Der Botschafter war in einer sehr unangenehmen Situation, doch so weit gingen die Proteste bisher nie."
Das tschechische Außenministerium unter Lubomír Zaorálek sei inzwischen um Schadensbegrenzung bemüht und versuche die Wogen in der arabischen Welt zu glätten, so Lidové noviny. Im Außenministerium befürchte man, die islamkritischen Äußerungen Zemans könnten den Wirtschaftsbeziehungen Tschechiens in der Golfregion und mit der muslimischen Welt schaden.
Gemäß dem auf der Webseite der "Burg" veröffentlichten Redetext hatte Zeman am 26. Mai in Bezug auf den von religiösem Hass motivierten Terrorismus gesagt: "Ich lasse mich nicht von Erklärungen beruhigen, dass es sich nur um kleine extreme Gruppen handelt, ich vermute im Gegenteil, dass diese Xenophobie und sagen wir dieser Rassismus oder Antisemitismus aus den eigentlichen Grundlagen der Ideologie hervorgeht, auf die sich diese fanatischen Gruppen stützen. Und erlauben Sie, dass ich als Beweis dieser Behauptung einen der heiligen Texte zitiere: "Der Baum ruft, hinter mir versteckt sich ein Jude, gehe und töte ihn. Der Stein ruft, hinter mir versteckt sich ein Jude, gehe und töte ihn."
Eine Entschuldigung für seine Äußerungen, wie vom Generalsekretär der Organisation für Islamische Zusammenarbeit Iyad bin Amin Madani gefordert, hatte Miloš Zeman in dieser Woche über seinen Sprecher zurückweisen lassen. (nk)