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Literatura v Parku

Auf dem grünen Plakat ein lesender Mann, ein lesendes Kind, ein lesender Hund.  Vorbei an schmucklosen Häuserfassaden fahre ich stadtauswärts mit der Linie 9 zum Freizeitgelände mit „Natur, Sportaktivitäten und Kulturleben“ im Stadtteil Zizkov. Zur jährlichen Herbstlesung mit tschechischen, deutschen und österreichischen Autorinnen, mit Übersetzerinnen und Dolmetscherinnen hat das Prager Literaturhaus  eingeladen.

Interieur

Auf unbestimmte Zeit kann ich heute das Haus nicht verlassen, da ich

auf Handwerker warten muss. Zwangsläufig eine Gelegenheit, das Interieur der Wohnung nicht nur praktisch zu nutzen, sondern genauer in Augenschein zu nehmen.

Im Kafka Museum

Um zum Kafka Museum an der Moldau, unweit der Karlsbrücke, zu kommen, gehe ich durch  Gassen, die in toten Winkeln enden, finde dann aber doch den Innenhof vor dem Museum mit einer absurden Skulptur mit zwei pinkelnden Männern. „Wie hätte Kafka das wohl gefunden?“ fragt mein Bruder.

Lidice

Mit einem Prager Überlandbus Richtung Kladno, Hochhäuser im Plattenbaustil, abgeerntete Felder, umgepflügte Äcker. An der Bushaltestelle Lidice Památnik sind wir die einzigen Fahrgäste, die aussteigen. Über eine Wiese bedeckt mit Herbstlaub, führt ein kleingepflasterter Weg zur Gedenkstätte, eine leere Fläche, in der Mitte ein Springbrunnen, ein Museum, dahinter das weiträumige Gelände, auf dem es geschah.

Landschaft als Erinnerungsort der Vernichtung.

St. Nikolauskirche

Wände und Säulen aus  geschliffenem Marmor

Olivgrün  ocker  rosenfarben  cremeweiß

gewundene Säulen aus Stein

 

Goldene Strahlenmonstranzen goldene Spiegel

ein goldenes Lamm ein goldener Adler

golden ein Totenkopf

 

Goldene Finger die auf den Gekreuzigten zeigen

Hände die zum Himmel weisen

und doch auf sich selbst  

 

Engel in sich selbst verliebt 

Stein der sich auflöst im Faltenwurf

in der Drehung der Flügel

 

Spätbarock fast schon Rokoko

tanzendes Rokoko

Gert Loschütz

Gert Loschütz wurde als "der David Lynch unter Deutschlands Romanautoren" bezeichnet, viele seiner Texte thematisieren das Unheimliche. Er wird aus seinem hoch geschätzten Roman Dunkle Gesellschaft lesen, für den er 2005 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gewählt wurde. Er ist auch Verfasser von zahlreichen Theaterstücken, Hörspielen und Fernsehspielen.

Masarykovo nábřeží

Tag und Nacht höre ich die Sirenen der Krankenwagen, die Prachtstraße Masarykovo nábřeží liegt genau im Schnittpunkt der großen Kliniken zwischen Nové Město und dem gegenüberliegenden Ufer. Dass mich dieser Sound der Stadt auch am Schreibtisch begleitet, erinnert mich an Darius Milhaud, der in Paris am liebsten bei offenem Fenster unter brausendem Verkehrslärm komponiert hat.

Moldau

Tag und Nacht sehe ich die Moldau von meinen Fenstern aus.

 Ich sehe die Brückenbögen der Jiraskuv most, auffliegende Möwen, die Spiegelung der Bäume, der Häuserfassaden auf der anderen Seite.

 Die Farbe der Moldau erinnert an einen Torfkanal, ein schmutziges

Inge Buck

Inge Buck (geb. in Tübingen) studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Tübingen, München und Wien.

Sie arbeitete als Redakteurin in der Hörspielabteilung bei Deutschlandfunk, Köln und arbeitete als Kulturwissenschaftlerin an der Universität Bremen.

Sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Bremen und Süddeutschland. Zu ihren Arbeitsgebieten zählen u.a. Lyrik, Kurzprosa, Hörfunk-Feature und Hörbild. Inge Buck ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS) und ist an der Organisation zahlreicher öffentlicher Lesungen und Literaturprojekte beteiligt.

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