Autorenblog

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10.5.

Mein Vater und seine Frau sind in der Stadt. Und schwups war ich doch auf der Karlsbrücke, im Veitsdom, im Gemeindehaus und am Altstädter Ring vor der astronomischen Uhr. Wenn man so wie ich schlecht vorbereitet und zudem zu faul ist, den Reiseführer zu bemühen, ist es eine gute Taktik, sich an Orten wie diesen durch die Menge zu drücken, bis man einen der Regenschirme, die hektisch in die Luft stechen und ihre Schäfchen zusammen zu halten versuchen, eine Sprache sprechen hört, die man versteht, um sich dann unauffällig unter die müden Reisenden zu mischen und zuzuhören.

6.5.

Während ich mit meiner Mutter telefoniere, die mir mitteilt, dass meine Großmutter gestorben ist, bekomme ich eine SMS von einer Freundin, die mir mitteilt, dass sie soeben Zwillinge zur Welt gebracht hat.

2.5.

Eine ehemalige Stipendiatin sagte mir, die Wohnung sei ihr zu groß gewesen, sie sei sich verloren darin vorgekommen, so ganz allein. Man stelle sich das vor! Ich lustwandle wie eine Königin durch meine Gemächer und freue mich, dass niemand außer mir hier wohnt. Arbeite mal hier, mal da. Schlafe mal hier, mal da. Hinterlasse kleine Häuflein mit Dingen, Büchern, Zetteln, Klamotten, wie es meine Art ist und niemand stört sich daran.

1.5.

Die Praktikantin holt mich vom Bahnhof ab. Auf keinen Fall Taxi fahren in Prag, hat man mir vorher gesagt, aber die Praktikantin sagt, ach was, wir könnten ruhig Taxi fahren, sie fahre andauernd Taxi. Meine Vorurteile werden dann jedoch sogleich bestätigt: der mürrische Fahrer verlangt einen lächerlich hohen Preis für die kurze Strecke und gibt auch noch zu seinen Gunsten falsch heraus.

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