Freitag, 28. November 2014
Liebster,
heute, als die Nachmittagsdämmerung langsam über die Stadt hereinbrach, hat mich der Geist von Prag auf meinem Abschiedsspaziergang begleitet. Lenka Reinerovà beschreibt in ihrem Buch „Närrisches Prag“ den Geist als ein hauchdünnes und dennoch unübersehbares Wesen, das beispielsweise gleichzeitig an drei Tischen im Café sitzt, ihr manchmal einen Tipp oder ein Zeichen gibt, öfters auch etwas auf seine wesenhafte Art kommentiert, ein Luftikus, ein Scharlatan, ein Narr, ein Weiser, ein Kobold.
Eigentlich blitzte der Geist schon gestern einmal auf, als ich das Antonin Dvorak-Museum aufsuchte, das in einer wunderschönen Barockvilla in einer Seitenstraße unweit des Prager Literaturhauses untergebracht ist. Dvorak lebte hier nie, sondern in wechselnden Wohnungen in der Nähe. Obwohl diese feine Villa mit ihrem selbst zu dieser Jahreszeit noch anmutigem Garten voller Statuen dem Komponisten sicherlich gefallen hätte.