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Von Mozart bis Brahms in einer Stunde

Jedes Mal, wenn ich am Rudolfinum vorbeikam, um durch die Gassen der Josefstadt zu bummeln, nahm ich mir vor: Wenigstens einmal muss ich während meiner Prager Zeit ein Konzert in diesem Haus besuchen. Gestern habe ich mich dazu spontan entschlossen. Es war kurz vor 18 Uhr, die Kasse hatte geöffnet und für 820 Kronen erwarb ich eine einzelne Karte in Reihe zehn. Über das Programm, das ich zum Ticket bekam, habe ich mich ein wenig gewundert. „The best selection of classic“ - stand da auf englisch. Also eine Auswahl klassischer Musik. Populäre Werke von Mozart bis Brahms.

Mit den Kängurus im Stadion

Der Gedanke kam mir, als ich im Sportteil der Prager Zeitung das Programm für den 22. Spieltag der ersten tschechischen Fußballliga sah. Angekündigt wurde ein Lokalderby:  SK Slavia Prag gegen Bohemians Prag 1905. Ich könnte mir mal wieder ein Match ansehen, dachte ich. In Berlin gehe ich selten ins Stadion, aber hier in Prag hatte die Idee einen besonderen Reiz. Ich kaufte ein Ticket, das kostete umgerechnet knapp zehn Euro. Für einen Sitzplatz in der dritten Rangreihe erschien mir das preiswert.

Erste Annäherung - ein Rückblick

In keiner europäischen Hauptstadt - Berlin natürlich ausgenommen - bin ich so oft gewesen wie in Prag. Weder in Wien oder Paris, noch in Brüssel oder Warschau. Beim Nachzählen bin ich auf knapp zwei Dutzend Reisen gekommen, die ich in annähernd 50 Jahren in die Stadt an der Moldau unternommen habe. Die wenigsten waren privat. Meistens habe ich für ein, zwei Tage Politiker begleitet oder war - eingebunden in ein straffes Programm - offiziell eingeladen. Trotzdem wäre es vermessen zu sagen, ich würde Prag kennen.

Leppin, die Stadt und ihre Touristen

„Prag hat historische Denkmäler, kleine geschichtliche Pikanterien, tragische Reminiszenzen. Aber es hat keinen Fremdenverkehr. Der Geschmack des reisenden Ausländers findet in dieser Stadt nicht seine Befriedigung.“ Geschrieben hat dies der deutsch-böhmische Schriftsteller Paul Leppin. Ich habe die Sätze im „Immerwährenden Literatur Kalender Prag“ des Vitales Verlages gefunden. Leppin, der am 27. November 1878 geboren wurde und im Alter von 67 Jahren gestorben ist, galt als der letzte Troubadour des alten Prag.

Prager Tagebuch (1)

Heute ist der 1. April. Ein Tag der Scherzbolde. Sie versuchen, ihre Mitbürger mit erfundenen Geschichten in die Irre zu führen. Nach gelungenem Streich klären sie die Genasführten voller Häme auf. In Deutschland machen auch die Medien bei diesem Verwirrspiel mit und freuen sich, wenn andere auf „getürkte“ Nachrichten hereingefallen sind. Der Brauch ist auch in Tschechien bekannt. Jemanden in den April schicken heisst es in der Landessprache.

Standort

Prag
Tschechische Republik
CZ

Peter Pragal

Peter Pragal wurde 1939 in Breslau (heute Wrocław, Polen) geboren. Nach Flucht und Vertreibung kam er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er das Abitur machte und nach dem Studium der Publizistik, Neueren Geschichte und Politik auch die Journalistenschule in München besuchte.

Zu Besuch bei Bräuchen und Trachten

Das Prager Volkskundemuseum (Národopisné muzeum) befindet sich im Kinský-Lustschloss in Smíchov und macht schon von außen Einiges her.

Ich konnte an einem Donnerstag zur Mittagszeit dieses etwas versteckt im Kinský-Garten liegende und auch als "Musaion" bekannte Museum besuchen und war anscheinend der Einzige, der sich für diese ruhige, aber interessante Dependance des Nationalmuseums interessierte.

Lidice

Am vergangenen Freitag konnte ich bei ruhigem und teils sonnigem Winterwetter die Gedenkstätte des Dorfes Lidice besuchen. Das 1942 zerstörte Dorf liegt ca. 20 km nordwestlich von Prag und ist heute ein wichtiges Mahnmal gegen den Fanatismus, der während des Zweiten Weltkriegs geherrscht hat.

Briefe aus Prag - 27

 Samstag, 29. November 2014

Liebe Pragerinnen und Prager,

nun bin ich zurück am heimatlichen Schreibtisch und mein intensiver, fast vierwöchiger Aufenthalt in der Goldenen Stadt ist schon Vergangenheit.

Zwei Dinge möchte ich zum Abschluss dieser herrlichen, geschenkten Auszeit noch anmerken. Zum einen meine „Top 10“, beziehungsweise „Top 11“ – die Orte, die mich am meisten bewegt haben. Nicht in einer Rangfolge, sondern in der Reihenfolge, in der ich sie gesehen habe:

Briefe aus Prag - 26

 Freitag, 28. November 2014

Liebster,

heute, als die Nachmittagsdämmerung langsam über die Stadt hereinbrach, hat mich der Geist von Prag auf meinem Abschiedsspaziergang begleitet. Lenka Reinerovà beschreibt in ihrem Buch „Närrisches Prag“ den Geist als ein hauchdünnes und dennoch unübersehbares Wesen, das beispielsweise gleichzeitig an drei Tischen im Café sitzt, ihr manchmal einen Tipp oder ein Zeichen gibt, öfters auch etwas auf seine wesenhafte Art kommentiert, ein Luftikus, ein Scharlatan, ein Narr, ein Weiser, ein Kobold.

Eigentlich blitzte der Geist schon gestern einmal auf, als ich das Antonin Dvorak-Museum aufsuchte, das in einer wunderschönen Barockvilla in einer Seitenstraße unweit des Prager Literaturhauses untergebracht ist. Dvorak lebte hier nie, sondern in wechselnden Wohnungen in der Nähe. Obwohl diese feine Villa mit ihrem selbst zu dieser Jahreszeit noch anmutigem Garten voller Statuen dem Komponisten sicherlich gefallen hätte.

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