Prag - In einer Seitenstraße des Wenzelsplatzes, an der Tramhaltestelle Václavské náměstí gelegen, befindet sich der Eingang zur Passage Světozor, die sich mit einer weiteren, direkt vom Wenzelsplatz kommenden Passage verbindet: der Passage U Stýblů. Geläufiger als der altneue offizielle Name für die überdachte Verbindung zwischen Wenzelsplatz und dem Franziskaner Garten ist vielen Pragern freilich die Bezeichnung Passage "Alfa".
Das konstruktivistische Haus der Passage Alfa am Wenzelsplatz, der Palác U Stýblů wurde nach einem Entwurf der Architekten Ludvík Kysela und Jan Jarolím in den Jahren 1928 und 1929 erbaut. In dem neu errichteten Objekt befand sich im Souterrain ein Kino, damals eines der am besten ausgestattetsten und modernsten in Prag, im Erdgeschoss fand man Geschäfte und im ersten Geschoss das Tanzcafé Alfa, das es in den folgenden Jahren zu großer Popularität in Prag brachte. Das Kino in der Passage Alfa existierte bis zum Jahr 1994.
In den weiteren Stockwerken waren Büros und Wohnungen untergebracht. In dem niedrigeren Gebäude am Durchgang zum Franziskanergarten befand sich seit 1959 die neu gegründete Kleinkunstbühne Divadlo Semafor. Der Name des berühmten Theaters ist insbesondere mit den Liedermachern und Schauspielern Jiří Suchý und Jiří Šlitr verbunden. Als das Gebäude in den 90er Jahren an seine einstigen, von den Kommunisten enteigneten Eigentümer zurückgegeben wurde, verlor Semafor seine Heimstatt und musste (mehrfach) umziehen. Heute hat die Bühne im Stadtteil Dejvice ihren Sitz.
Passage Světozor
Dominanten und Anziehungspunkte in der Passage Světozor sind das gleichnamige Premieren-Art-Kino Světozor sowie das bei Pragern äußerst beliebte Eiscafé Světozor, vor dem sich oft Schlangen bilden.
Das Kino Světozor, mit seinem künstlerisch hochwertigen Programm, hat insgesamt zwei Säle. Der größere wird für Premieren und Vorführungen erfolgreicher tschechischer und internationaler Filme genutzt, der kleinere hauptsächlich für weniger bekannte Genres und Dokumentarfilme. Im Foyer des Kinos gibt es zudem die Möglichkeit, alte tschechoslowakische Original-Filmplakate zu kaufen,
Für den kleinen Hunger zwischendurch geht man am besten zum Ovocný Světozor. Die Mischung aus Eiscafé und Konditorei ist eine "lebende Legende", die Obstbar existiert hier schon seit den siebziger Jahren. Man hat die Auswahl zwischen diversen Sorten Eis, wobei das Fruchteis eher Sorbet ähnelt, und vielen verschiedenen Obstkuchen und Torten. Außerdem bietet das Café auch die typisch tschechischen "chlebíčky" an, das sind kleine Weißbrote, die auf unterschiedlichste Weise belegt sind.
Bei gutem Wetter bietet es sich an, den kleinen Snack draußen im Franziskanergarten zu genießen, der sich direkt an die Passage anschließt. Der Garten wurde schon im 14. Jahrhundert gegründet und ab dem 17. Jahrhundert dann vom Franziskanerorden als Nutzgarten bestellt. Im 18. Jahrhundert wurde der Garten dann nach dem heutigen Bilde im barocken Stil umgestaltet und später noch ein Brunnen hinzugefügt.
Der Park lädt mit seinen vielen Bänken natürlich zum Verweilen ein, doch von vielen gestressten und unter Zeitdruck stehenden Hauptstädtern wird er auch einfach als schnellen Schrittes zu durcheilende Abkürzung zwischen Wenzelsplatz und Jungmannplatz genutzt. (cazf/nk)