Prag - Zwar haftet der tschechischen Hauptstadt der Ruf eines "Amsterdam des Ostens" an, die Realität sieht jedoch etwas anders aus.
In Sachen Cannabis für medizinische Anwendungen beispielsweise warfen Kritiker dem für die Zulassung von neuen Medikamenten zuständigen Staatlichen Institut für Arzneimittelkontrolle (SÚKL) vor, die Verfügbarkeit von Cannabis mutwillig zu verzögern.
So berichteten tschechische Medien noch im April dieses Jahres, ein Jahr nach der Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke, dass Ärzte bei schweren Erkrankungen wie Krebs, multipler Sklerose oder Parkinson nun zwar Cannabis verschreiben könnten - doch sei das Mittel tatsächlich gar nicht verfügbar.
Die Patienten mussten sich dieses stattdessen noch immer auf dem Schwarzmarkt besorgen oder es illegal selbst anbauen.
Inzwischen ist Cannabis zwar in Apotheken auf Rezept erhältlich, aber nach Meinung von Patientenorganisationen überteuert.
Abhilfe soll eine öffentliche Ausschreibung des SÚKL schaffen. Bis Mitte Dezember wird das tschechische Staatliche Amt für Arzneimittelkontrolle entscheiden, wer die einzige Lizenz zum Anbau von zu medizinischen Zwecken bestimmtem Cannabis in Tschechien erhält.
Konkret handelt es sich um den Auftrag, 40 Kilogramm Hanf zu liefern und zwar zu einem finanziellen Volumen von maximal 4,2 Millionen Kronen.
Angebote eingereicht haben dem Bericht nach vier Bewerber. Da alle die Grundvoraussetzungen erfüllen (unter anderem ein sauberes Strafregister und genügend räumliche Kapazitäten) wird derjenige den Zuschlag erhalten, der den niedrigsten Preis anbietet.
Das SÚKL hofft, so den Preis für Cannabis künftig deutlich senken zu können. Während derzeit das aus Holland eingeführte Gras etwa 300 Kronen pro Gramm kostet, erwartet das Arzneimittelinstitut, dass der Preis künftig nicht 100 Kronen pro Gramm übersteigt.
Das auf heimischen Boden angebaute Cannabis könnte den Patienten dann irgendwann in der Mitte das Jahres 2015 zur Verfügung stehen, da der Anbau etwa fünf bis sechs Monate dauere. Zwar können Apotheken dann auch weiterhin Cannabis aus Holland anbieten, allerdings dürfte der Preis der Importware angesichts der tschechischen Konkurrenz unter Druck geraten.
Für potenzielle Bewerber, die diesmal bei dem Millionengeschäft nicht zum Zuge gekommen sind, hat das SÚKL übrigens ein Trostpflaster. Da die georderten 40 Kilogramm voraussichtlich recht schnell verbraucht sein werden, sind bereits weitere entsprechende Ausschreibungen in Vorbereitung.
Zuständig für die Vergabe der Lizenz zum legalen Hanfanbau ist Staatliche Agentur für Cannabis zu medizinischen Zwecken (SAKL), die in dem SÚKL unterstellt ist. (nk)