Prag - Unter allen Berufsgruppen genießen in Tschechien Abgeordnete und Putzfrauen das geringste gesellschaftliche Ansehen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts CVVM hervor, aus der der Online-Dienst Novinky.cz heute zitiert. Auf einer Skala von eins bis 99 landeten die Volksvertreter mit 25,1 auf dem letzten Platz, fast zehn Punkte hinter den Putzfrauen (34,2).
Etwas weniger schlecht schnitten die Minister ab, die im atheistischen Tschechien mit 37,9 fast punktgleich mit den Priestern (38) liegen. Bestplatziert in der Branche Politik sind die Bürgermeister (53), die sich das Mittelfeld mit Bauarbeiter, Polizisten, Tischlern und Buchhaltern (jeweils um die 50 Punkte) teilen.
Das höchste Prestige genießen mit weitem Abstand Ärzte (91,5), danach Wissenschaftler (76,3), Krankenschwestern sowie Hoch- und Grundschulpädagogen (jeweils mehr als 70). Relativ hoch angesehen sind auch Richter, die mit 66,3 Punkten knapp vor der Gruppe der selbstständigen Landwirte landeten.
Das schlechte Abschneiden der Politiker führen die Autoren der Studie auf die jüngste politische Krise zurück, die mit dem Rücktritt der Regierung Nečas, der Auflösung des Parlaments und dem Ausrufen vorgezogener Neuwahlen gipfelte. In den zurückliegenden zehn Jahren rutschten Abgeordnete und Minister jeweils um 15 Punkte nach unten.
Deutlich verschlechtert hat sich auch das Sozialprestige von Journalisten, die nur 43,3 erhielten. Hier könnte sich nach Ansicht von CVVM bemerkbar machen, dass Journalisten als Teil der politischen Sphäre wahrgenommen werden. Die "vierte Macht im Staat" scheint die Tschechen mit ihrer Arbeit nicht zu überzeugen. (gp)