Prag - Im Alter von 84 Jahren erlag der emeritierte Prager Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk heute einem Krebsleiden.
Über den Tod des Kirchenmannes informierte der Prager Erzbischof Dominik Duka per Twitter.
Die Krebserkrankung war bei Vlk im Frühjahr vergangenen Jahres diagnostiziert worden, Ende 2016 hatte sich der Gesundheitzustand von Miloslav Vlk deutlich verschlechtert.
In den letzten Monaten war Vlk wegen fortschreitendem Lungenkrebs mit Metastasen in einem Prager Krankenhaus in Behandlung, berichtet die tschechische Nachrichtenagentur ČTK (Prag).
"Mit Trauer im Herzen bete ich für die Seele des verstorbenen Kardinals Vlk", twitterte Dominik Duka heute.
Tschechische Regierungspolitiker würdigten unterdessen in ersten Stellungnahmen das Leben und Wirken von Miloslav Vlk.
So schrieb der tschechische Regierungschef Bohuslav Sobotka (ČSSD), ebenfalls auf Twitter: "Ein respektierter Mensch ist von uns gegangen, der sich nicht fürchtete, sich gemäß seinem Gewissen zu verhalten."
Dank "Normalisierung" Fensterputzer
Vlk wurde am 17. Mai 1932 im südböhmischen Líšnice bei Milevsko geboren. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei im Februar 1948 war es Miloslav Vlk nicht möglich, seinem Wunsch entsprechend katholische Theologie zu studieren, um Priester zu werden. Er arbeitete daher zunächst als Arbeiter in einer Fabrik in Budweis.
Nach dem Wehrdienst und im Zuge des politischen Tauwetters studierte er an der Karls-Universität Prag Archivkunde und wurde 1968 zum Priester geweiht. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings war er in den 70er Jahren während der "Normalisierung" zunächst in kleineren Pfarreien im Böhmerwald und in Rožmitál pod Třemšínem in Mittelböhmen als Priester tätig.
Nach zehn Jahren wurde ihm aber die damals notwendige staatliche Zustimmung zur Ausübung des Priesteramtes entzogen. Vlk übte seine Priestertätigkeit daraufhin im Geheimen nur für kleine Gruppen von Gläubigen aus. Obwohl er eine akademische Ausbildung als Historiker, Archivar und Theologe hatte, war er in der Zeit aus politischen Gründen gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt als Fensterputzer zu verdienen.
Anfang der 90er Jahre, nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei, wurde er zum Bischof von Budweis ernannt. Im Frühjahr 1991 nach dem Rücktritt von František Tomášek wurde das Oberhaupt der tschechischen Katholiken. Seit Oktober 1994 war er Kardinal. Das Amt des Prager Erzbischofs trat er am 1. Juni 1991 an, seinen Rücktritt nahm Papst Benedikt XVI. im Februar 2010 entgegen, Vlks Nachfolger und 36. Prager Erzbischof wurde Dominik Duka. (nk)