www.fondbudoucnosti.czwww.fondbudoucnosti.cz | Pressemitteilungen | 9.12.2015
Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds fördert 120 neue Partnerprojekte

Prag - Der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (DTZF) hat am Dienstag und Mittwoch auf seiner turnusmäßigen Sitzung in Prag Fördergelder in Höhe von rund 836.000 Euro bewilligt. Sie fließen in 120 grenzüberschreitende Projekte wie etwa gemeinsame Ausstellungen, deutsch-tschechische Dialog-Symposien oder die Restaurierung von Baudenkmälern.  

"Die Kontakte zwischen unseren beiden Ländern spielen sich auf zahlreichen Ebenen ab", betont Kristina Larischová, die Vorsitzende des Verwaltungsrates. "Der offene Umgang miteinander ist über die Jahre hinweg immer selbstverständlicher geworden". Dies sei eine solide Basis für die bilateralen Beziehungen - auch vor dem Hintergrund der gegenwärtigen schweren Belastungsprobe durch die Migrationswellen. „In einer Situation, die vielfach als Krise in den gegenseitigen Beziehungen wahrgenommen wird, kommt der konsequenten Fortführung langjähriger, vertrauensbildender Projekte und der Förderung neuer Kontakte eine besondere Bedeutung zu“, unterstreicht Larischovás Stellvertreter Albrecht Schläger.

 

Auswahl aktuell bewilligter Projekte:

25. Deutsch-tschechisches Brünner Symposium

Das Brünner/Iglauer Symposium der Ackermann-Gemeinde und der Bernard Bolzano Gesellschaft zählt zu den größten regelmäßigen Dialogforen im deutsch-tschechischen Verhältnis. Bereits zum 25. Mal diskutieren Deutsche und Tschechen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Medien gemeinsam über aktuelle Themen. Die Fragen, auf die sie 2016 gemeinsame Antworten suchen, könnten brisanter nicht sein: Wieviel Vielfalt vertragen unsere Gesellschaften? Welche tieferen Ursachen liegen Ablehnung und Angst vor Flüchtlingen zugrunde?

Der Zukunftsfonds unterstützt das Symposium mit 14.000 Euro.

 

"Crea(k)tiv grenzenlos" - Workshop für deutsche und tschechische Jugendliche

Das Projekt hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten „Event“ und Treffpunkt für Jugendliche auf der tschechischen wie deutschen Seite des Erzgebirges etabliert.

Nach wie vor gibt es in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie der Partnerstädte Bilina – Dippoldiswalde und Msené Lázné - Schmiedeberg nur sehr wenige Angebote, die sich an den Interessen von Jugendlichen orientieren. Es bestehen kaum persönliche Beziehungen und Kontakte. Die Bewohner der Grenzregion nutzen das Nachbarland oftmals nur zum billigen Einkaufen. Durch mehrtägige gemeinsame Workshops (Streetdance, Graffiti, Foto u.a.) soll das Interesse der Jugendlichen am Nachbarn jenseits von wirtschaftlichen Vorteilen geweckt und gestärkt werden.

Der Zukunftsfonds bezuschusst das Projekt mit 5.500 Euro.

 

Speinsharter Fastentuch

Das auf deutscher Seite im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet gelegene Kloster Speinshart ist seit Jahrhunderten ein Ort des religiösen und kulturellen Austauschs zwischen Deutschland und Tschechien. Mit seiner künstlerischen Intervention im historischen Komplex der vielbesuchten barocken Klosterkirche möchte der tschechische Künstler Patrik Hábl zum Dialog anregen - zum Dialog über alte und neue Kunst, über Tradition, Religion und Moderne. Das Kunstprojekt "Speinsharter Fastentuch" knüpft an die seit dem Mittelalter bestehende Tradition des Fasten- oder Hungertuches an, das Bestandteile der Kirche wie Altarbilder, Kruzifixe, Altäre oder Tabernakel während der Fastenzeit verhüllt.

Das Projekt erhält vom Zukunftsfonds eine Unterstützung in Höhe von 3.500 Euro.

 

Die Jazz-Sektion/ Trilaterale Ausstellung (D, CZ, SK) mit Begleitprogramm

Vergeblich versuchte das sozialistische Regime in der Tschechoslowakei, mit der Zulassung der Jazz-Sektion dem rebellischen Jazz den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Jazz-Sektion entwickelte sich von einer Konzertagentur zu einem Forum oppositioneller Kunst und Musik und wurde schnell zum Politikum. Selbst ihr Verbot im Jahr 1984 konnte die mehreren Tausend Mitglieder nicht von ihrer Tätigkeit abhalten.

Anhand von Fotos, Dokumenten und Hörbeispielen, vor allem aus dem Bestand der Bremer Forschungsstelle Osteuropa,  wird in der Ausstellung die Geschichte der Jazz-Sektion dargestellt. Sie zeigt eindrucksvoll, welche politische Wirkkraft von kulturellen Organisationen ausgehen kann.

Der Zukunftsfonds steuert 10.000 Euro zu dem Ausstellungsprojekt bei.

 

Fotoprojekt „KZ überlebt“

Viele KZ-Überlebende schwiegen über ihr Schicksal ein Leben lang oder sprachen erst im hohen Alter über das erlebte Leid. Die Wanderausstellung "KZ überlebt" von Stefan Hanke und der begleitende Bildband porträtieren 121 Überlebende aus sieben Ländern und verleihen ihnen eine Stimme: Wie lebten sie mit der schweren Traumatisierung weiter? Wie gehen sie heute damit um? Unter den Porträtierten sind auch 20 tschechische Überlebende, zum Beispiel Adolf Burger, Felix Kolmer und Pavel Stránský.

Die Ausstellung wird in Tschechien in Theresienstadt und Lidice zu sehen sein. Sie möchte vor allem jungen Menschen die Möglichkeit geben, die Schicksale der wenigen noch lebenden Opfer des Nationalsozialismus intensiver kennenzulernen und auf diese Weise den so wichtigen persönlichen Zugang zu dem Thema zu finden, den der Geschichtsunterricht in der Regel nicht liefert.

Der Zukunftsfonds unterstützt das Projekt mit 7.200 EUR

 

Warum erzähle ich das?“ Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in schriftlichen Erinnerungen deutscher Bewohner Brünns

Durch das physische „Verschwinden“ der Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und durch die gezielte Politik des Vergessens „des Deutschen“ nach 1948 ist es (nicht nur) in der Stadt Brünn auch zum „Verschwinden“ eines Teiles des multikulturellen Gedächtnisses gekommen. Die in dem Buch zusammengetragenen biographischen Erinnerungen von deutschen Bewohnern Brünns bieten einen lebendigen Einblick in das Leben der multikulturellen Stadt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – verbunden mit der Hoffnung, den heutigen Brünnern die positiven Aspekte des Miteinanders verschiedener Kulturen zu vergegenwärtigen. 

Der Zukunftsfonds unterstützt die Publikation mit einer Summe von 150.000 Kronen. 

 

Neue Glocke für die Kirche St. Katharine Alexandriner in Vidnava (Weidenau)

Ziel des bilateralen Projektes ist es, den monumentalen Bau für die nächsten Generationen zu erhalten und der Kirche durch eine neue Glocke ihre Stimme zurückzugeben. Mehr als die Hälfte der Kosten dafür wurde bereits durch Spenden zusammengetragen, auch seitens der ehemaligen deutschen Bewohner. Das Projekt ist ein weiterer Ausdruck für die schrittweise Versöhnung zwischen den heutigen tschechischen Bewohnern Vidnava mit den deutschen Landsleuten. So wurde etwa 2012 auf dem Friedhof von Vidnava ein Denkmal für die deutschen Bewohner des Ortes errichtet.

Der Zukunftsfonds bezuschusst das Projekt mit 700.000 CZK.

 

Rettungsarbeiten an beschädigten Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof in Třebotov

Das Gelände des jüdischen Friedhofs in Třebotov ist immer noch zu weiten Teilen verwüstet.  Historisch wertvolle Grabsteine sind umgestürzt und zum Teil schwer beschädigt, neuere Grabsteine wurden zum Teil offensichtlich gestohlen. Durch die beschädigte Friedhofsmauer und das fehlende Eingangstors ist der Friedhof frei zugänglich und möglicher weiterer Verwüstung ausgesetzt. Das Projekt will dem zum einen durch konkrete Renovierungsmaßnahmen entgegenwirken. Zum anderen wollen die Teilnehmer dadurch das Schicksal des Friedhofs und der dort begrabenen Menschen in Erinnerung rufen.

Die vom Zukunftsfonds bewilligte Fördersumme für das Projekt beträgt 430.000 CZK.

Autor:
Pressemitteilung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds vom 9.12.2015

Auch interessant

Volltextsuche