Worauf freut sich ...

Ute Villing

Ute Villing, Jahrgang 1960 und beheimatet in Rottweil im Schwarzwald, leitet die Business School Alb-Schwarzwald, die berufsbegleitende Studiengänge für Unternehmer und Führungskräfte anbietet.

Für ihre letzte Exkursion in die tschechische Hauptstadt im März 2014 hatte sie für ihre Studenten Besuche unter anderem des Goethe-Instituts, der DTIHK und des Pharmaunternehmen Bayer HealthCare organisiert.

Ute Villing hat eine besondere Beziehung zu den böhmischen Ländern, die in der Familiengeschichte begründet liegt: Ihr Vater wurde 1926 in Kolešovice geboren, einem Ort, der nach dem Münchner Abkommen 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen wurde und dann bis 1945 zum Landkreis Podersam gehörte. Mit 17 Jahren wurde Ute Villings Vater zum Kriegsdienst einberufen und geriet später in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung kehrte er nicht mehr in die Tschechoslowakei zurück, die sich mittlerweile ihrer Deutschen entledigt und in ein totalitäres stalinistisches Regime verwandelt hatte. (nk)

Im Internet:

Ute Villing

Ute Villing: Prag mit "svíčková" im Brauereirestaurant U medvídků

Rottweil - Wenn ich nach Prag komme, freue ich mich immer wieder darüber, wie gut sich die Stadt entwickelt hat. Ich war als Kind und später als Schülerin Ende der 70er und in den 80er Jahren in Prag und habe viele Bilder aus dieser Zeit vor Augen: Wie wir kontrolliert wurden, wie mir der Mund verboten wurde, sobald ein Uniformierter in unserer Nähe war, wie trist alles war.

Eine meiner ersten Kindheitserinnerungen ist auch, wie ich im Sommer 1968 mit meinen Eltern in Wien war und die tschechischen Flüchtlinge auf der Straße sah. Ich konnte natürlich nicht verstehen, was passiert war, habe aber die Angst und Panik der Erwachsenen noch sehr gut in Erinnerung. So erlebte ich das Ende des Prager Frühlings nach der Invasion der Warschauer-Pakt-Armeen, ohne damals von dem einen noch dem anderen zu wissen.

Heute stehe ich bei unseren Studienreisen mit unseren berufsbegleitenden Studenten auf dem Wenzelsplatz und erkläre, wer eigentlich Jan Palach war und was in "grauer Vorzeit" hier passiert ist. Ich höre auch, dass die jungen Tschechen kaum noch verstehen, was gemeint ist, wenn man sie nach Ressentiments gegenüber Deutschen fragt. Andererseits kann ich die Schmerzen der Menschen der älteren Generation beider Seiten gut verstehen, die den Krieg erlebt haben. Auch mein Vater hat als Sudetendeutscher viele schreckliche Dinge erlebt. Diese Zusammenhänge reflektiere ich immer wieder, wenn ich das heutige internationale Leben in der Stadt sehe. Und dann freue ich mich einfach.

Ja, und konkret freue ich mich immer wieder auf "Kleinigkeiten", wie das oft deftige, oder aber auch feine böhmische Essen. Wie zum Beispiel die "svíčková", der berühmte tschechische Rinderlendenbraten in Sahnesoße mit Semmelknödeln und Preiselbeeren. Dazu ein Bier, gern im geräumigen und lärmenden Brauereirestaurant U medvídku.

Ute Villing

 

Weitere Infos: www.umedvidku.cz
Bildnachweis:
U medvídků

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