Der böhmische Feldherr und Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee (HRR) Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, bekannter als Wallenstein, gilt wohl als einer der fragwürdigsten Akteure des Dreißigjährigen Krieges. Getreu dem Motto: „Der Krieg ernährt den Krieg“ war er es, der dem Kaiser ein finanzielles Perpetuum mobile vorschlug, das es ermöglichte, den Krieg über solch einen langen Zeitraum zu führen.
 

Video-Link: ZDF-Doku: „Wallenstein und der Krieg“ (Deutsch mit deutschem Untertitel)
Linktipp: Begleittext zur ZDF-Doku: „Genialer Feldherr oder Verräter?“
Besuchertipp: Am 8. Mai jeden Jahres, dem tschechischen Nationalfeiertag, sind das Wallenstein-Palais sowie der Fest- und Plenarsaal für Besucher frei zugänglich [Link: Wikipedia].

Sowohl für den aus Stettin (Szczecin) stammenden deutschen Schriftsteller (und Psychiater) Alfred Döblin (1878 - 1957) als auch den tschechischen Autor (und Militärarzt) Jaroslav Durych (1886 - 1962) bot die historische Figur Wallensteins Anlass für eine literarische Auseinandersetzung. Zwei Autoren aus zwei verschiedenen Ländern, die beide denselben historischen Stoff literarisch verarbeiteten, aber mit Sicherheit in unterschiedlichen gesellschaftshistorischen Kontexten lebten. Es ergibt sich fast von selbst die äußerst spannende Frage, an welchen Punkten sich beide Romane berühren, wie beide Autoren mit dem historischen Stoff umgingen und wie die Texte im jeweiligen Land rezipiert wurden.

Dr. Tilman Kasten, der 2014 über die Wallenstein-Romane Jaroslav Durychs und Alfred Döblins promoviert hat und dessen Arbeit nun im Böhlau-Verlag erscheint, analysiert in seiner komparatistischen Studie Döblins Roman „Wallenstein“ (1920) und Durychs Werk „Bloudění. Větší valdštejnská trilogie“ (1929). Letzteres ist unlängst im Verlag Host in einer neuen Edition erschienen.

Tilman Kasten: „Historismuskritik versus Heilsgeschichte - Die Wallenstein-Romane von Alfred Döblin und Jaroslav Durych“, 2016, 492 Seiten

Preis: € 70.00 [D]  |   € 72.00 [A]
ISBN: 978-3-412-50333-8

In seinem Vortrag, der am 10.05. um 18 Uhr im Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren stattfindet, wird Kasten seinen Schwerpunkt sowohl auf die zahlreichen Berührungspunkte zwischen den beiden Texten legen, als auch die Rezeption der Wallenstein-Romane in der zeitgenössischen deutschen und tschechischen Literaturkritik in den Fokus rücken. Die Tatsache, dass Döblins Roman 1931 in der tschechischen Übersetzung und Durychs „Bloudění“ 1933, übrigens von Pavel Eisner übersetzt, auf Deutsch erschienen, macht die Rezeptionsgeschichte beider Texte für Literaturhistoriker umso interessanter. Tilman Kasten merkt dazu an: „Die Bedeutungen eines Romans sind nicht allein in dessen Text zu suchen. Sie ´entstehen´ gewissermaßen erst im Reden und Schreiben über diesen, sie werden weitergetragen, wirken fort und können dabei auch von Kontext zu Kontext variieren.“

Auf die Frage, in welchen Kontexten die beiden Wallenstein-Romane von Döblin und Durych im Rahmen des deutsch-tschechischen Literaturtransfers standen, wird Dr. Kasten in seinem Vortrag Antworten geben. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Institut für germanische Studien FF der Karlsuniversität statt.

Artikellink: http://www.prag-aktuell.cz/blog/die-wallensteinromane-alfred-doeblin-jaroslav-durych-28042016-16616
 

Was: Vortrag von Dr. Tilman Kasten: Historismuskritik versus Heilsgeschichte. Die Wallenstein-Romane von Alfred Döblin und Jaroslav Durych
Wann: 10.05.2016  -  18:00 Uhr
Wo: Prager Literaturhaus, Ječná 11, Praha 2, Tram-Haltestelle: Štěpánská oder Metro-Station: Karlovo náměstí plus 10 - 15 Minuten Fußweg
Wie: Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten.