Der Autor

Henning Bleyl ist 1969 in Karlsruhe geboren.1991 studierte er "Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis" an der Universität Hildesheim. Er absolvierte zu dem zwei Auslandssemester in Spanien und Italien. 1998 fertigte er seine Diplomarbeit mit dem Thema "Klassik als Propaganda-Medium? Zur politischen Funktion der Auslandsreisen der Berliner Philharmoniker für den NS-Staat" an.

Seit 2001 ist Henning Bleyl Kulturredakteur der "tageszeitung" (taz nord). Nebenbei ist er Dozent an mehreren Hochschulen wie z.B. der Hochschule Bremerhaven.

Henning Bleyl gewann schon mehrere Preise mit seinen Werken. Unter anderem gewann er 2016 den Publizisten Preis des dbv.

Im Internet: www.prager-literaturhaus.comwww.prager-literaturhaus.com | www.taz.dewww.taz.de
Bildnachweis:
© felderfilm

Blog

| Henning Bleyl | Rubrik: Panorama | 1.11.2016

Pragtag 8

Offenbar muss ich froh sein, dass mein Treffen mit dem Dalai Lama so glimpflich ausgegangen ist. Aber kann das wirklich sein? Dass ein 88-jähriger Holocaust-Überlebender aus Kanada anreist, weil er den höchsten Staatsorden verliehen bekommen soll, und diese Zeremonie dann gestrichen wird? Dass Jiří Brady bestraft wird, weil sein Neffe den Dalai Lama im Kulturministerium empfangen hat? Aber ich musste auch schon lernen, dass sich der Finanzminister in bester Berlusconi-Manier Zeitungen kauft. Und dass er sagt, die Roma-Konzentrationslager seien nur dafür da gewesen, arbeitssscheue „Zigeuner“ zu aktivieren.

Den Neffen, für den Brady anscheinend in Sippenhaft genommen wird, Daniel Herman, habe ich beim „Trommeln für Bubny“ getroffen. Die Pläne für die Umgestaltung des Deportations-Bahnhofs in einen Gedenk- und Reflexionsort sind schon weit gediehen, die Unterstützung scheint groß, hunderte von Menschen aller Altersgruppen haben sich auf dem Areal versammelt. Ich lerne eine ebenfalls 88-jährige Dame kennen, wie Brady hat sie Terezin und vieles andere überlebt. Als sie auf der Suche nach einem möglichen Zeitpunkt für ein weiteres Treffen in ihrem übervollen Terminkalender blättert, fällt ein kleines Foto im Passformat heraus. „Das ist der Heydrich“, sagt die alte Dame.

bleyl@taz.de

Auch interessant