Washington/Prag - Ein Gericht in den USA hat Kevin Dahlgrens Berufung gegen einen Entscheid zurückgewiesen, nachdem der junge US-Amerikaner nach Tschechien ausgeliefert werden kann.
Das berichten tschechische Medien unter Berufung auf Informationen der Sprecherin des Außenministeriums Michaela Lagronová. Der amerikanische Staatsbürger wird beschuldigt, am 22. Mai 2013 im südmährischen Brünn eine vierköpfige Familie - Verwandte von ihm - getötet zu haben.
Dahlgren beteuert bis heute seine Unschuld an dem Verbrechen und versucht, auf juristischem Wege seine Auslieferung an die Tschechische Republik zu verhindern.
Das Tauziehen um die Auslieferung ist mit der jüngsten Gerichtsentscheidung jedoch noch nicht beendet.
Die Entscheidung ist lediglich ein weiterer Etappensieg der tschechischen Behörden bei ihrem Bemühen, die Auslieferung des US-Bürgers zu erwirken. Die Rechtsvertreter von Dahlgren konzentrieren sich in dem Auslieferungsverfahren nämlich nicht auf die Frage "schuldig oder nicht schuldig". Sondern sie stellen die Rechtmäßigkeit der Festnahme Dahlgrens in den USA Frage. Haben sie damit Erfolg, so das Kalkül der Anwälte, wäre das gesamte daran hängende Auslieferungsverfahren unrechtmäßig.
Ein Gericht im US-Bundesstaat Virginia hatte Anfang Juli bereits eine Haftbeschwerde von Kevin Dahlgren zurückgewiesen, eine Entscheidung über den von Dahlgrens Anwälten eingereichten Widerspruch gegen diesen Beschluss steht jedoch noch aus.
Allerdings hat das Gericht nun entschieden, dass die noch ausstehende Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Haft kein Hinderungsgrund für die Auslieferung ist. Das letzte Wort in der Sache obliegt jedoch dem US-Außenministerium, das grünes Licht für die Überstellung Dahlgrens an die Tschechische Republik geben muss.
Dahlgren wird beschuldigt, am 22. Mai 2013 die Familie Harok, bei der er seit einigen Wochen zu Besuch war, ermordet zu haben: Die 43-jährige Lehrerin Veronika Haroková (Kevin Dahlgrens Cousine), ihren Mann Ivan Harok (55) und ihre beiden Söhne Filip (25) und David (16).
Die vier Familienmitglieder wurden im Laufe des Tages nacheinander, zum Teil mit mehreren Stunden Zeitabstand, in ihrem Haus auf äußerst brutale Art und Weise getötet. Alle Opfer wiesen Dutzende schwere Hieb- und Stichverletzungen einschließlich in Kopf und Gesicht auf.
Der damals 20-jährige Kevin Dahlgren setzte sich noch am Abend des selben Tages über Wien in die USA ab. Welches Motiv den jungen Amerikaner zu dem heimtückischen Angriff auf seine Verwandten veranlasst haben könnte, ist bislang unklar. (nk)