Prag - Je mehr sich die tschechische Krone einem Wert von 27 Kronen pro Euro nähere, desto größer werde die Chance, dass die Tschechische Nationalbank (ČNB) darauf mit ihrer Währungspolitik reagiere. Das schreibt ČNB-Vizegouverneur Vladimír Tomšík (Foto) in einem am gestrigen Dienstag veröffentlichten Blog, berichtet die Online-Ausgabe der Mladá fronta Dnes.
Seit Mitte Januar dieses Jahres nimmt die tschechische Nationalwährung beständig an Wert zu und nähert sich allmählich der Grenze von 27 Kronen.
Der Gouverneur der Nationalbank, Miroslav Singer, hat am Dienstag unterdessen erneut die Deviseninterventionen der ČNB gegen Kritik verteidigt. Ohne das Eingreifen der Notenbank wäre die tschechische Wirtschaft im vergangenen Jahr wesentlich weniger gewachsen und hätte mit einer deflationären Entwicklung zu kämpfen gehabt, sagte Singer im Rahmen einer Vorlesung an der Juristischen Fakultät der Karls-Universität in Prag.
Mit der massiven Devisenintervention hatte die Notenbank am 7. November 2013 begonnen. Erklärtes Ziel bei der umstrittenen Aktion zur künstlichen Schwächung der Krone war es, eine drohende Deflation abzuwehren und die schwächelnde Konjunktur zu beleben.
Vor wenigen Tagen hatte der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman die Währungspolitik der ČNB zur Schwächung der Krone erneut scharf kritisiert,und angekündigt, durch Personalentscheidungen künftig auf die Währungspolitik der Nationalbank Einfluss nehmen zu wollen.
"Der Präsident kann den Bankenrat nicht abberufen, aber nach Ablauf eines Mandats kann er dessen Mitglieder ernennen. In einem Jahr ernenne ich einen neuen ČNB-Gouverneur an Stelle von Herrn Singer, dessen Mandat endet, und ich ernenne auch mindestens zwei neue Mitglieder des Bankenrats", kündigte Zeman in der vergangenen Woche an.
"Ich kann Ihnen versichern, dass das dann Leute sein werden, die diesen unrichtigen Schritt der ČNB korrigieren, der unsere Ersparnisse um sechs bis zehn Prozent entwertet hat, wenn wir sie in Euro umrechnen", fügte der Staatspräsident hinzu. (nk)