Prag - Tschechien steht wegen seiner relativ liberalen Drogengesetzgebung in manchen Medien im Ruf, ein "Drogenparadies" zu sein. Dass Prag jedoch noch lange kein zweites Amsterdam ist, zeigt die jüngste Großrazzia, bei der die tschechische Kriminalpolizei seit Anfang der Woche vor allem sogenannte Growshops ins Visier genommen hat.
Wie Polizeisprecherin Ivana Ježková heute mitteilte, wurden dabei im ganzen Land Ladengeschäfte durchsucht, die Zubehör und Anleitungen zur Aufzucht und zum Anbau von verschiedenen Drogen verkaufen (meist Cannabis und psychoaktive, psilocybinhaltige Pilze). Im Zuge der Polizeiaktion wurden demnach inzwischen mehr als 50 eigenständige Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet.
"Schon seit dem Jahr 2007 verzeichnet die Tschechische Republik einen progressiven Anstieg des Cannabisanbaus und der Marihuanaproduktion, die kommerziellen und kriminellen Charakter hat. Seit diesem Jahr kommt es auf dem ganzen Gebiet der Tschechischen Republik zu einer massiven Zunahme der Indoor-Plantagen", umreißt die Polizeisprecherin den Hintergrund der Polizeiaktion. Zugleich nehme von Jahr zu Jahr die Zahl der Läden und E-Shops zu, die Materialen und Utensilien für den Cannabisanbau verkauften. Ziel dabei sei es stets, eine möglichst hohe THC-Konzentration in den Pflanzen zu erreichen.
Bei den Strafverfahren handelt es sich nach Auskunft der Polizeisprecherin in den meisten Fällen um Verfahren nach § 287 Abs. 1, Abschnitt 2 Buchstabe c) des Strafgesetzbuches - nämlich den Straftatbestand der Verbreitung der Rauschgiftsucht (Toxikomanie). Das Strafmaß hierfür bewegt sich in Tschechien in einem gesetzlichen Rahmen von einem bis zu 15 Jahren Haft.
Sowohl den Inhabern als auch den in den Grow Shops angestellten Verkäufern wirft die Polizei vor, Materialien angeboten und öffentlich ausgestellt zu haben, die den Anbau von Cannabis propagieren und zu dessen Konsum anstiften, des weiteren Zuchtanleitungen sowie Utensilien und Zubhör zum Anbau einschließlich Samen angeboten zu haben sowie Anleitungen zur anschließenden Verarbeitung und zum Konsum auf eine Weise verbreitet zu haben, dass die größtmögliche Wirksamkeit des THC auf den Köper des Konsumenten erreicht wird.
Möglicherweise ist es nur Zufall - doch die Liste der von der Polizei inkriminierten Handlungen liest sich fast wie das Ausstellungsrogramm der am kommenden Wochenende auf dem Incheba-Gelände in Prag stattfindenden Hanfmesse Cannafest. (nk)