Prag - Am Freitag beginnt in Prag die Hanfmesse Cannafest Prague 2013. Doch die gegen Growshops gerichtete landesweite Polizeirazzia Anfang der Woche verunsichert die Hanf- und Cannabisbranche in Tschechien.
Tschechiens bekanntester bekennender Gras- und Marihuana-Konsument und Vorkämpfer für die Legalisierung von THC, der Journalist Jiří X. Doležal (Foto), hat daher eine Anfrage an den Chef der Nationalen Antidrogenzentrale, Jakub Frydrych, gerichtet.
Der Chefredakteur der Zeitschrift Reflex erbittet darin eine klare Auskunft, wo die Grenze zwischen legalem und illegalem Sortiment für Growshops verlaufe. Inzwischen hat der Polizeichef die Anfrage beantwortet.
"Wenn Sie im Frühjahr klar die Grenzen formuliert hätten, was man gemeinsam verkaufen darf und was nicht, dann hätten die Growshops auf Sie gehört."
Hintergrund von Doležals Anfrage ist die jüngste Polizeiaktion, in deren Zuge etwa 50 eigenständige Strafverfahren gegen Betreiber und Angestellte von Geschäften eingeleitet wurden, die Zubehör und Anleitungen zur Aufzucht und zum Anbau von Cannabis anbieten. Der Vorwurf: strafbare Verbreitung der Rauschgiftsucht (Toxikomanie). Die Polizei beruft sich dabei auf ein im Frühjahr dieses Jahres ergangenes Urteil des Obersten Gerichts, das den Rahmen für die Auslegung der Drogengesetzgebung neu steckte.
"Wenn Sie im Frühjahr klar die Grenzen formuliert hätten, was man gemeinsam verkaufen darf und was nicht, dann hätten die Growshops auf Sie gehört", erzürnt sich Doležal in seinem an den Polizeichef persönlich gerichteten Schreiben.
Und: "Wäre es nicht einfacher und für den Staat wesentlich billiger gewesen, statt 50 Strafverfahren und den damit verbundenen Abhörmaßnahmen, Hausdurchsuchungen etc., wenn nach dem Gerichtsurteil Polizisten mit einem Flugblatt in die Growshops geschickt worden wären, auf dem steht, was man künftig nicht mehr gemeinsam verkaufen darf und statt der Strafverfolgung die Betreiber der Läden aufzufordern, dass sie das Sortiment innerhalb von 24 Stunden an die neue Auslegung des Gesetzes anpassen?", fragt Doležal bitter.
"Ich gebe Ihnen keine Auflistung von Waren, die man in Growshops verkaufen kann, weil das schlichtweg nicht möglich ist."
Die Anfrage hat der Chef der Nationalen Antidrogenzentrale Jakub Frydrych heute beantwortet - höflich und ausführlich, und in voller Länge auf den Seiten der tschechischen Polizei einsehbar.
Wenig befriedigend bleibt jedoch der sachliche Kern der höchst offiziellen seitenlangen Antwort, deren Schlüsselsatz kurz und bündig lautet: "Ich gebe Ihnen keine Auflistung von Waren, die man in Growshops verkaufen kann, weil das schlichtweg nicht möglich ist."
Für die Aussteller auf der Messe Cannafest bleibt somit die Gretchenfrage, wie sie es denn mit den Gesetzen halten, unbeantwortet. (nk)