prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Politik | 15.4.2015
Tschechiens Staatsoberhaupt besucht Region Karlsbad und sieht Vertriebenenverband im "Niedergang"

Aš/Prag - Der tschechische Staatspräsident hält die Sudetendeutsche Landsmannschaft für einen bedeutungslosen Verein, der im Nierdergang begriffen ist und seinen Einfluss verliert.

Wie der Online-Dienst Novinky.cz berichtet, äußerte sich Miloš Zeman heute entsprechend bei einem Besuch der westböhmischen Stadt Aš, den er im Rahmen einer dreitägigen Reise durch die Region Karlsbad absolvierte.

"Sie wissen, dass ich gegen die Landsmannschaft seit Langem auftrete. Sie werden sich vielleicht wundern, aber ich halte die Landsmannschaft für einen schlichtweg bedeutungslosen Verein, der seinen Einfluss verliert", soll Zeman wörtlich gesagt haben. 

Er verwies dabei unter anderem auf die unlängst beschlossene Satzungsänderung des Vertriebenenverbandes, gegen die jedoch einige Mitglieder rechtlich vorgehen.

"Die Landsmannschaft musste sogar aus ihrer Satzung die territorialen Ansprüche streichen. Dort sind weder mehr das Recht auf die Heimat noch die Forderungen nach Eigentumsrückgabe", so Zeman in Aš.

Auch die Tatsache, dass der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft und langjährige Abgeordnete des Europaparlaments Bernd Posselt bei den Europawahlen seinen Sitz in Straßburg verloren hat, wertet das tschechische Staatsoberhaupt als Beweis für den "Niedergang" der sudetendeutschen Organisation.

"Aber wie die Zeit vergeht und die alten Zeitzeugen sterben, so wissen die Jüngeren langsam kaum noch, was die Sudeten gewesen sind. Und mit einer gewissen Portion Optimismus kann man sagen, dass ihre Bedeutung langsam, aber sicher langfristig abnimmt", pronostiziert Zeman die weitere Entwicklung.

Im Jahr 2002 hatte Zeman, damals noch in seiner Funktion als tschechischer Premier, in einem Interview mit der österreichischen Zeitschrift Profil die Sudetendeutschen pauschal als "Fünfte Kolonne Hitlers" bezeichnet und die Vertreibung aus ihrer Heimat gerechtfertigt.

"Nach dem tschechischen Recht haben viele von ihnen Landesverrat begangen, ein Verbrechen, das nach dem damaligen Recht durch die Todesstrafe geahndet wurde. Auch in Friedenszeiten. Wenn sie also vertrieben oder transferiert worden sind, war das milder als die Todesstrafe", so Zeman damals wörtlich. (nk)

Themen: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Miloš Zeman, Sudetendeutsche
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