Prag - Štepánka Balcarová, Beata Hlavenková, Vít Křišťan oder Oskar Török – wer ihre Musik nicht kennt, hat was verpasst, jedenfalls wer Jazz-Liebhaber ist. Auf den Bühnen und in Klubs in Tschechien sind sie schon ziemlich oft zu hören und zu sehen. Dafür, dass dieses Vergnügen aber nicht nur den Gästen des Jazzdocks oder anderen einschlägigen Spielorten vorbehalten bleibt, sorgt seit nun mehr zehn Jahren das mutige Prager Plattenlabel Animalmusic. Fast 70 CD sind seither in der Produktion von Petr Ostrouchov entstanden: Klassik, Weltmusik und vor allem zeitgenössischer Jazz aus Tschechien.
Jazz war schon immer ein gewichtiger Bestandteil der Musikszene in Prag. Welcher ins reife Alter gekommene Jazzer erinnert sich etwa nicht an die langen Abende im verrauchten Keller des Agharta am oberen Ende vom Wenzelsplatz, wo sich heute das erbärmliche Rotlichtviertel von Prag befindet. Dort war das Hauptquartier der Prager Jazzszene, die aus untereinander gut bekannten Musikern bestand und in den 2000er Jahren sich auch langsam nur noch um sich selbst drehte.
Doch das ist nun Geschichte, eine neue Generation von Künstlern ist herangewachsen, und auch bei dem CD-Label sind es die jungen Musiker, die den Ton angeben. Nicht aber, ohne sich auf die Erfahrung der Altvorderen zu stützen. Der Bassist Jaromír Honzák hat die jungen Talente zunächst um sich gesammelt, und so manches Mal ist er noch dabei, wenn sie gemeinsam die ausgetreten Pfade zu verlassen. Ein besonderes Wagnis, womit sich das Label vor gut fünf Jahren ins Rampenlicht brachte, war das Crossover Projekt "Apokalypsis", worin das Frauenvokalensemble Tiburtina und das David Dorůžka Trio gregorianische Klostergesänge mit Gitarre, Percussion und Saxophon zu einem eigenwilligen Ganzen verbunden hat.
Und nun sorgen vier Talente des tschechischen Jazz für bemerkenswerte Einspielungen: die Pianistin Beata Hlavenková, die bereits in drei Alben ihre Klasse als Bandleaderin und Solistin unter Beweis gestellt hat, ließ zuletzt mit ihren Interpretationen von Weihnachtsliedern aufhorchen; der Trompeter Oskar Török und der Pianist Vít Křišťan haben mit dem Bassisten Jiří Slavík lyrische Miniaturen vorgelegt; und die Trompeterin Štepánka Balcarová hat in ihrem Album "Life and Happiness of Julian Tuwin" zusammen mit der Sängerin Małgorzata Hutek und Musikern aus Tschechien und Polen Gedichte des polnischen Dichters zu berührende Stücken vertont. Von diesen Vieren wird man sicher bald auch außerhalb Tschechiens was zu hören bekommen – stay tunded. (mm)