Prag - Seit dem 7. Januar kennt die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo die ganze Welt. Zumindest ihren Namen. Der terroristische Mordanschlag in Paris auf ihre Redaktion hat einerseits eine Welle der Solidarität und ein Bekenntnis zur Meinungs- und Pressefreiheit ausgelöst: "Je suis Charlie".
Doch es melden sich andererseits auch Stimmen zu Wort, die einen "verantwortungsvollen" Umgang mit der Meinungsfreiheit und "Respekt" vor den religiösen Gefühlen gläubiger Menschen egal welcher Religion oder welchen Bekenntnisses fordern.
Beispielhaft dafür steht der tschechische katholische Theologe und Templeton-Preisträger Tomáš Halík, der in einem Gastartikel in der FAZ seine Position ausführlich darlegte. Unter der Überschrift "Warum ich nicht Charlie bin" erklärte er: "Ich protestiere nicht gegen die Existenz der Zeitschrift, ich erlaube mir nur zu denken, dass die Existenz solcher Zeitschriften vielmehr der Preis für die Freiheit ist als die Galionsfigur der freien Kultur. Zur freien Kultur gehört zwar auch ein Raum für Dekadentes, Geschmackloses und billig Provokatives, aber wenn man die Freiheit gegen Gewalt und Hass verteidigt, sollte man sich doch vor dem anderen Extrem hüten, nämlich davor, das Dekadente und Zynische als heiliges Sinnbild unserer Kultur und Freiheit zu feiern: Zu Freiheit gehört Verantwortung."
Die aktuelle Ausstellung im Prager Kulturzentrum DOX zeigt eine Auswahl von 200 Titelbildern der französischen Satirezeitschrift, die sich bereits seit den 60er Jahren den verschiedensten gesellschaftlichen Themen widmet und die Protagonisten des Weltgeschehens satirisch - und eben auch respektlos - aufs Korn nimmt.
Die unter starken Sicherheitsvorkehrungen stattfindende Ausstellung leistet so einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Grenzen der Pressefreiheit. Der Ruf nach Verantwortung - die Ausstellungsmacher haben ihn wohl gehört. (nk)