Prag - Zwei grauenhafte Entdeckungen versetzten am 2. September 1933 den Polizeiapparat der damaligen Tschechoslowakei in Aufregung. Auf zwei herrenlose Koffer verteilt, wurden die Leichenteile einer jungen Frau gefunden. Auf dem Bahnhof in Bratislava im Personenzug Nr. 302 aus Prag - Masarykovo nádraží kommend: die abgetrennten Beine und der Kopf, eingewickelt in Bettlaken und Zeitschriftenpapier. In Košice, im Schnellzug Nr. 2 aus Prag - Wilsonova nádraží kommend: ein Torso ohne Kopf und Gliedmaßen.
Vor allem Dank der bis dahin ungekannten Einbindung der Öffentlichkeit, konnte zwar relativ schnell die Identität der Toten ermittelt werden: Otýlie Vranská. Doch ihr Name steht bis heute für einen der mysteriösesten Kriminalfälle des 20. Jahrhunderts in der Tschechoslowakei. Geboren am 9. März 1911 im slowakischen Brezno nad Hronom, führten alle Spuren des Mordes an der jungen Prostituierten nach Prag. Die Ermittlungen übernahm die hauptstädtische Polizeidirektion. Bis heute ist der Fall ungeklärt.
In der tschechischen Kriminalgeschichte hat der Fall damit einen ähnlichen Status wie in Deutschland die grausigen Morde von Hinterkaifeck. Der Versuch, die wahren Hintergründe des Falles aufzuhellen und den Täter zu identifizieren, beschäftigt nicht nur Kriminalisten bis auf den heutigen Tag. (nk)