Prag - Es ist davon auszugehen, dass modernen Zeitgenossen der Name Ferdinand II. kein bekannter Begriff mehr ist. Das ist keinesfalls erstaunlich, doch sind Ferdinands II. Leben und Wirken dennoch eng mit der Geschichte der Böhmischen Länder und auch der Prager Stadtgeschichte verknüpft. Eine Ausstellung in der Wallenstein-Reithalle des Nationalmuseums beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten des Lebens des kunstsinnigen Fürsten.
Ferdinand II. (1529-1595) stammte aus dem Hause Habsburg und wurde 1547 von seinem Vater, dem Kaiser Ferdinand I., als Statthalter in das Königreich Böhmen entsandt. Dort hinterließ er architektonisch seine Spuren und war beispielsweise für den Bau des Jagdschlösschens Hvězda sowie den Umbau der Prager Burg verantwortlich. Als überzeugter Katholik und Stellvertreter des römischen Kaisers geriet er auch in Konflikt mit den protestantischen böhmischen Ständen.
Die Ausstellung beschäftigt sich aber nicht nur mit seinem politischen Wirken, sondern wirft auch ein Licht auf die damals eher untypischen und außergewöhnlichen Seiten des Herrschers. Darunter fällt seine ungewöhnliche Heirat mit der unstandesgemäßen Bürgertochter Philippine Welser, genauso wie seine Kunsttätigkeit. Als Kunstliebhaber und -förderer stellte Ferdinand II. eine bedeutende Sammlung von Gemälden, Handwerk, Rüstungen und vor allem verschiedener Kuriositäten zusammen, die weit über seinen Einflussbereich hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte.
Die nun gezeigte Ausstellung wurde erstmals in seinem ehemaligen Tiroler Herrschaftssitz Ambras aus Anlass des 450-jährigen Jubiläums seines dortigen Regierungantritts präsentiert und macht nun in seinem früheren Herrschaftssitz Prag Halt. Aus diesem Grunde sind sowohl tschechische als auch Exponate aus seinem Tiroler Sitz versammelt. Bilder, Alltagsgegenstände, Rüstungen und wichtige Schriftstücke geben sowohl einen Eindruck von Ferdinand II. als Herrscher als auch von seinem Privatleben. Als besonders interessanter und abwechslungsreicher Teil der Ausstellung kann eine große Auswahl an Gegenständen aus seiner Kuriositätensammlung betrachtet werden.
Noch bis zum 25. Februar 2018 präsentiert die Nationalgalerie die Ausstellung "Ferdinand II. Erzherzog von Österreich. Ein Renaissanceherrscher und Kunstmäzen zwischen Prag und Innsbruck" in der Wallenstein-Reithallte auf der Kleinseite nahe der Metrostation Malostranská der Linie A. Die Reithalle hat täglich, außer montags, von jeweils 10 bis 18 Uhr ihre Tore geöffnet. Die Ausstellung ist zweisprachig auf tschechisch und englisch gehalten. (taaa)