Prag - Eine Synthese aus Videokunst, engagiertem Dokument und Musikclips amerikanischer und europäischer Urheber, die einfühlsam auf die authentischen sozialen und demographischen Probleme vor allem in der amerikanischen Gesellschaft reagiert. Die Musik ist hier das bedeutende kommunikative Mittel und Art, die Themen einzelner eigenständigen Werke auszudrücken. Trotz der scheinbar unterhaltsamen Darstellungsform gelingt es den Autoren, die sehr wichtigen und heute viel diskutierten zwischenethnischen Beziehungen und Spannungen zu fokussieren. Die Werke stammen aus verschiedenen Bereichen und ihre Koppelung in einen Ausstellungskomplex multipliziert die tieferen Schichten und Bedeutungen, die sonst unbemerkt bleiben könnten. Diese Ausstellung ist gleichzeitig ein neues thematisches Kapitel in der Ausstellungsdramaturgie der Galerie Rudolfinum.
Die Ausstellung "Domestic Arenas" ist eine einzigartige Erkundung der angedeuteten Probleme, die im Medium Videokunst dargestellt werden. Die Videokunst erscheint durch ihre außergewöhnliche emotionelle Unmittelbarkeit, ihre Möglichkeit sowohl den Handlungsrhythmus als auch den erzählerischen Ton zu ändern, durch ihre Bildtreue und vor allem musikalische Begleitung als ideal. Die ausgestellten Werke oszillieren zwischen dem unendlichen sechs Stunden dauernden Music Stream (Stan Douglas), der als entfesselte Masse in langen Sequenzen und Gegenbewegungen, in Zeitsprüngen und absichtlichen Tempodiskrepanzen strömt, und den zugespitzten und sehr dynamisch dargestellten sozialen Analysen der praktisch ausgegrenzten Gruppen in den Themen der Straßenwettkämpfe im Tanz (Jeremy Deller und Cecilia Bengolea) oder der sehr emotiv gesteigerten Szenen des Aufeinanderprallens unterschiedlicher Welten in den Straßen von Los Angeles (Kahlil Joseph).
Die authentische Aussage der Filminstallation m.A.A.d. von Kahlil Joseph stellt Fragen, was heißt das, ein Bestandteil des komplexen und schwierigen Milieus der schwarzen Repräsentation zu sein. Joseph ließ sich vom Album "good kid, m.A.A.d city" von Kendrick Lamar aus dem Jahr 2012 inspirieren, wobei er die hausgemachten Videos von des Sängers Onkel aus dem Jahr 1992 verwendet. In einem ganz anderen Modus stehen dann die als Film aufgefassten und sehr langsam erzählten Geschichten von Omer Fast. Das Video mit dem Titel "Continuity" stellt ein Ehepaar aus der Mittelschicht dar, das die Rückkehr seines Sohnes aus Afghanistan erlebt. Die Furcht der Flüchtlinge vor Verlust ihrer eigenen Welt, die Probleme ihrer Identität und die durch einen politischen Konflikt verursachten Schwierigkeiten zeigt die Videoinstallation "Stateless" von Shimon Attie. John Akomfrah kehrt im Gegenteil in das 16. Jahrhundert zurück, wo er seine formal gefasste Serie ansiedelte, die sich auf die Anfänge des Sklaventums bezieht.
Die Gesamtheit von sechs Videos, die diese Ausstellung gestaltet, bildet nicht, wie man erwarten könnte, eine kontinuierliche Linie einer Geschichte. Jedes Werk ist selbstständig, nicht an andere ausgestellte Werke gebunden, man kann es in beliebiger Reihenfolge und so oft man will anschauen, es ist auch möglich zurückzugehen und einzelne Werke in verschiedenen Kombinationen aufzuarbeiten. Jedes Video eröffnet eine von den Hausarenen, vertritt eine Grundfrage, ein Grundproblem, zu dem man unzählige Varianten finden kann.
Alle Werke haben eine gemeinsame breite Skala grundsätzlich formulierter Stellungnahmen und ausgeprägter Aussagen zu Fragen, die sich zwischen Glück und Schmerz, Leben und Tod, dem Suchen eigener Identität und Spiritualität bewegen, zu Fragen, die durch ihre Komplexität eine Welt für sich bilden. Es ist angebracht zu versuchen, diese selbstständige Entitäten in andere soziale Situationen zu übertragen, die solche Erfahrung historisch vermissen, und so sich bemühen, neue Verbindungslinie zu erwecken. (nk)
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