prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Politik | 7.12.2013
Tschechiens Premier Rusnok will nicht zu Nelson Mandelas Begräbnis
Jiří Rusnok

Prag - Kaum etwas kann in der Politik entlarvender sein als ein versehentlich angestelltes Mikrofon. Legendär ist Ronald Reagans scherzhafte Ankündigung, dass die Bombardierung Russlands in fünf Minuten beginne.

Weniger dramatisch, aber ganz sicher nicht minder peinlich ist die Konversation zwischen Tschechiens Premier in Demission Jiří Rusnok (Foto) und seinem Verteidigungsminister Vlastimil Picek über das bevorstehende Begräbnis Nelson Mandelas.

Während der Sitzung des Prager Abgeordnetenhauses am 6. Dezember gestand Rusnok auf der Regierungsbank seinem Sitznachbarn, dass er nicht die allergeringste Lust habe, nach Südafrika zu reisen. "Mann, jetzt ist auch noch der Mandela gestorben...", beginnt Rusnok die Unterhaltung.

Was die Gesprächspartner nicht wussten: Ihre offenbar nicht für andere Ohren bestimmte Konversation wurde dank angeschalteter Mikrofone aufgezeichnet und vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen in der Nacht zum Samstag in die tschechischen Haushalte übertragen.

Rusnok gesteht Picek seine Unlust am Begräbnis Mandelas teilzunehmen und klagt über seine vielen Termine ("Mittagessen, Abendessen, Brüssel"), die geografische Lage Südafrikas ("schweinemäßig weit weg"), die beschwerliche Reise dorthin ("womöglich mit einem Linienflug") und bringt als letzte Hoffnung Staatspräsident Zeman ins Spiel ("vielleicht ist Miloš scharf drauf, mal wieder zu reisen").

Verteidigungsminister Picek erwidert, für die Reise könne Rusnok eine Regierungsmaschine nutzen ("nee, kriegste das Spezial, zahle ich"), aber den Staatspräsidenten könne er wohl wegen dessen Gehbeschwerden vergessen ("wie soll der denn die Treppen ins Flugzeug hoch").

Finanzminister Jan Fischer pflichtet bei ("absoluter Blödsinn, das gibt doch nur wieder irgendein Schlamassel").

Doch frappierend ist nicht nur der Inhalt des Gesprächs, sondern sind auch der Tonfall und die vulgäre Diktion der Gesprächspartner, die in starkem Kontrast zum offiziellen Kondolenztelegramm des Premiers stehen und eher an ein Gespräch in einer tschechischen Kneipe erinnern. (nk)

Bildnachweis:
Vlada.cz
Themen: Jiří Rusnok, Vlastimil Picek, Nelson Mandelas Begräbnis

Weitere Nachrichten zum Thema

prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Wirtschaft, Finanzen | 6.04.2017
Tschechische Notenbank beendete heute nach mehr als drei Jahren ihre Deviseninterventionen
Themen: Deviseninterventionen, ČNB, Tschechische Krone, Jiří Rusnok, Devisenkurse
prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Wirtschaft | 14.02.2017
Notenbankchef Jiří Rusnok bekräftigte frühere Erklärung des Bankenrats
Themen: Deviseninterventionen, ČNB, CZK, Devisenkurse, Jiří Rusnok
prag aktuellprag aktuell | Rubrik: Politik | 18.11.2013
Ex-Präsident spricht von "kranken Menschen"
Themen: Václav Klaus, Jiří Rusnok, 17. November

Auch interessant

Volltextsuche