Prag - Anlässlich des Jahrestages der Studentenproteste vom Herbst 1989 haben am Sonntag in Prag mehrere Tausend Menschen an der traditionellen Gedenkveranstaltung in der zentralen Národní-Straße teilgenommen. Politiker und Vertreter des öffentlichen Lebens legten an der Gedenkstätte Kränze ab und zündeten Kerzen an.
Premier Jiří Rusnok erinnerte in einer kurzen Ansprache an den Einsatz der Studenten bei der Samtenen Revolution. Staatspräsident Miloš Zeman nahm an der Feier aus Gesundheitsgründen nicht teil.
Sein Amtsvorgänger Václav Klaus, der die Veranstaltung mit mehreren Familienangehörigen und engen Mitarbeitern besuchte, wurde mit einem Pfeifkonzert und lauten Protestrufen empfangen. Seine Gegner warfen ihm unter anderem vor, für die Pannen und Fehler bei der politischen und wirtschaftlichen Transformation in den Jahren nach der Wende verantwortlich zu sein. Er und seine Vertrauten hätten bei der Privatisierung das Land "bestohlen".
Anhänger des früheren Präsidenten reagierten auf die Proteste mit lauten Gegenrufen. Klaus' Gegner seien "Agenten Brüssels", skandierten einige seiner Unterstützer. Der Ex-Präsident selbst nahm die Kritik relativ gelassen entgegen. Es seien "immer dieselben 20 Gesichter", die ihn "seit 20 Jahren" bei solchen Anlässen so beschimpften. "Es sind kranke Menschen", so sein Urteil. (gp)