Prag - Dschihadisten rufen auf öffentlich zugänglichen Facebook-Seiten Muslime in Tschechien dazu auf, nach Syrien zu gehen und sich am bewaffneten Kampf gegen das Assad-Regime zu beteiligen.
Das berichtet heute der Online-Dienst der in Prag erscheinenden Tageszeitung Mladá fronta Dnes. Sogar Hilfe bei der Erledigung der Formalitäten werde den künftigen Kämpfern dabei angeboten.
Idnes.cz nennt als Beispiel die Facebook-Gruppe "Cesta k víře pro Česko" (Der Weg zum Glauben für Tschechien). Zwar werde auf den im Namen der Facebook-Gemeinschaft verfassten Beiträgen nicht zum Kampf in Syrien aufgerufen, anderen Facebook-Nutzern werde für entsprechende Aufrufe aber eine Plattform gegeben sowie auf Seiten mit derartigen Aufrufen verlinkt.
Die oben genannte Facebook-Gemeinschaft ist dabei die offizielle Präsenz der Webseite Sharia.unas.cz (Die Scharia bei uns), die eine tolerante Form des Islam und eine sanfte Islamisierung der tschechischen Gesellschaft propagiert, ausgehend von der Scharia zwar - aber unter Einhaltung der Gesetze der Tschechischen Republik.
"Wie kann man die islamischen Werte der Gläubigen in unsere tschechische Gesellschaft bringen und sie auf diese Weise verändern und es so den Menschen erleichtern, zum Islam zu konvertieren?", fragen die Macher der Webseiten. Die Initiative habe das Ziel, "die verzerrte Wahrnehmung so schöner Worte zu bereinigen wie: Islam, Dschihad, Scharia usw. Auch distanzieren wir uns öffentlich von den Erscheinungen Extremismus, Gewalt oder Zwang, die jemand mit uns irrtümlicherweise in Verbindung bringen könnte."
Allerdings finden sich auf den Facebook-Seite der Initiative auch Links zu einer weiteren tschechischen Facebook-Gemeinschaft, nämlich "Syrská revoluce - mujahidun fi sabilillah". Dort wurde Ende August ein Beitrag mit einem Foto gepostet, das angeblich europäische Freiwillige zeigt, die auf der Seite der syrischen Aufständigen gegen das Assad-Regime kämpfen. Hinter einem der Kämpfer, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden sind, ist eine tschechische Flagge eingeblendet.
Kennern der islamistischen Szene und tschechischen Geheimdiensten machen dem Bericht von Idnes.cz nach vor allem westliche Mudschahedin sorgen, die nach dem Dschihad aus Syrien nach Europa zurückkehren könnten.
So zitiert der Online-Dienst einen namentlich nicht genannten "ehemaligen Offizier eines Nachrichtendienstes" mit folgenden Worten: "Stellen Sie sich vor, dass nach West- und Mitteleuropa nach gewisser Zeit Leute mit EU-Pass zurückkehren, die aber von der Verdorbenheit der europäischen Zivilisation überzeugt sind. Gleichzeitig verfügen sie über Kampftraining und -erfahrung und haben Kontakte zu militanten muslimischen Gruppen. Das ist eine tödliche Kombination." (nk)