Olomouc/Prag - Die Ermittlungen im Fall des Rockers, der in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober in Libina unweit von Šumperk erschossen worden war, bleiben bisher ohne greifbares Ergebnis. Bis heute wurde niemand offiziell wegen des Tötungsdelikts beschuldigt, zu dem es im Rahmen einer Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten tschechischen Hells Angels und den Outlaws gekommen war.
Nach Informationen der tschechischen Tageszeitung Deník, Ausgabe Olomouc, hat die Polizei noch nicht einmal die Tatwaffe gefunden oder identifiziert. Das Blatt beruft sich dabei auf Informationen aus einer namentlich nicht genannten "vertrauenswürdigen Quelle".
Eine Polizeisprecherin wollte dem Deník keine näheren Informationen über den Stand der Ermittlungen geben und verwies darauf, dass weiterhin die Verhöre sowie weitere Beweise, insbesondere die sichergestellten Waffen und vor Ort gesicherten Spuren ausgewertet würden.
Die Ermittlungen gestalten sich für die Mordkommission offenbar aus mehreren Gründen besonders schwierig. Zum einen waren etliche Teilnehmer des brutalen Aufeinandertreffens in Libina aus dem Ausland gekommen. Die Polizei musste bei den Verhören daher Dolmetscher hinzuziehen.
Zum anderen, so die Zeitung Deník, erfuhren die Kriminalisten bei den Verhören ohnehin nicht viel, denn "die Mitglieder beider Motorradklubs schwiegen vorbildlich". Tatsächlich wurden schon einen Tag nach der tödlichen Auseinandersetzung alle etwa 70 Personen, die von der Polizei vorübergehend in Gewahrsam genommen worden waren, wieder auf freien Fuß gelassen.
In der tschechischen Rockerszene herrscht dem Bericht nach die Erwartungshaltung vor, dass die Hells Angels Bohemia die offene Rechnung mit den Outlaws Czechia ihren Traditionen nach nun untereinander begleichen werden und dass die Reaktion auf den Tod eines "Bruders" geharnischt sein müsse.
Zu der tödlichen Auseinandersetzung war es auf einem Motorradtreffen gekommen, das in Libina der Outlaws Czechia MC veranstaltet hatte.
Medienberichten nach stießen in der Nacht von Samstag auf Sonntag Mitglieder der verfeindeten Hells Angels zu dem Treffen hinzu. Die daraufhin begonnene wüste Schlägerei sei schließlich in der Schießerei gegipfelt, an deren Ende ein 42-jähriger Pole tot und drei weitere Personen zum Teil schwer verletzt auf dem Schlachtfeld der Motorradgangs zurückblieben.
Die Polizei stellte später ein ansehnliches Waffenarsenal sicher. Möglicherweise war die Auseinandersetzung sogar vorher verabredet, spekulieren tschechische Medien. Jedenfalls seien beide Konfliktparteien offenbar gut darauf vorbereitet gewesen. (nk)