Prag - Trittbrettfahrer oder Terroristen? Kriminelle erpressen den tschechischen Staat mit der Drohung, die tödliche Seuche Ebola in den böhmischen Ländern zu verbreiten. Das gab das tschechische Innenministerium am Montag auf einer Pressekonferenz in Prag bekannt.
Den Informationen der Behörden nach, drohen bislang unbekannte Täter, nicht näher spezifiziertes, mit dem Ebola-Virus infiziertes und hochansteckendes Material an öffentlichen Orten zu verbreiten. Es sei denn, der Staat zahle. Nach Informationen des privaten Nachrichtenportals Tn.cz verlangen die Erpresser eine Million Euro, zahlbar in drei Raten - in der virtuellen Währung Bitcoin.
Mit dem Fall betraut ist inzwischen die polizeiliche Spezialeinheit zur Aufdeckung des organisierten Verbrechens (ÚOOZ) unter der Leitung von Robert Šlachta (Foto) sowie eine Gruppe hochrangiger Gesundheitsexperten.
"Der oder die Täter verwenden sehr ausgeklügelte Kommunikationsmittel und die Polizei hat derzeit keine Beweise, die eine der Varianten bestätigen oder widerlegen würden", teilte dazu die Sprecherin des Innenministeriums Lucie Nováková mit. Der Grund, warum die Ermittler mit den Informationen in die Öffentlichkeit gingen, liege darin, dass die Erpresser selbst bereits die Medien über ihre Forderungen informiert hätten.
In den Nachrichtensendungen des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (ČT) äußerten sich am Abend etliche Politiker, Polizeivertreter und Gesundheitsexperten zu dem Erpressungsversuch zu Wort, darunter auch Premier Bohuslav Sobotka (ČSSD) und der tschechische Innenminister Milan Chovanec (ČSSD).
Tenor der Expertenmeinungen: Den Erpressungsversuch müsse man zwar ernst nehmen, eine konkrete reale Gefahr sei jedoch eher unwahrscheinlich.
In Tschechien gab es zwar im Oktober erstmals mehrere Verdachtsfälle auf Erkrankungen an Ebola, tatsächlich konnte der Verdacht jedoch in allen Fällen zweifelsfrei ausgeräumt werden. Seit Dienstag dieser Woche wird an allen internationalen Flughäfen des Landes ein Ebola-Screening durchgeführt. (nk)