Prag - Die Krise in der Ukraine beschäftigt die Politik auch in Tschechien. Nach dem am Donnerstag überraschend vom Regionalparlament in Sewastopol erklärten Anschlusswunsch an Russland hat Präsident Miloš Zeman einen möglichen Ausweg aus der Krim-Krise entworfen.
Die Schaffung eines Bundesstaates Ukraine könnte die Lage entspannen. Die "Annektierung" der Halbinsel könne dagegen zu einer Eskalation der Lage führen, so der tschechische Präsident.
Diese Meinung äußerte Zeman am Donnerstag während seiner Reise durch die mährische Region Olomouc, wie der Online-Dienst Novinky.cz berichtete. Insgesamt wäre "alles viel einfacher, wenn es den Präzedenzfall Kosovo nicht gäbe".
Präsidentensprecher Jiří Ovčáček veröffentlichte später folgende Erklärung Zemans: "Ich bin der Meinung, dass die Lösung die allgemeine Föderalisierung der Ukraine wäre, und in dem Rahmen eine Stärkung der Autonomie der Krim, die es bereits gibt, denn die Krim hat ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Diese Krise ginge weitaus nicht so tief, wenn es hier keinen Präzedenzfall gäbe, und dieser Präzedenzfall heißt Kosovo."
Zeman wiederholte seine Überzeugung, dass die derzeitige Krise ihren Ursprung in der Entscheidung des sowjetischen Präsidenten Nikita Chruschtschow habe, der die Krim 1954 der Ukraine zugesprochen hatte. Damals bildeten Russen und Ukrainer bereits die Bevölkerungsmehrheit, nachdem die autochthonen Einwohner, die Krimtataren, unter Stalin ab 1944 nach Innerasien zwangsumgesiedelt worden waren. (gp)