Prag - Luboš Palata betont in seinem Kommentar zur Bundestagswahl für die in Prag erscheinende Mladá fronta Dnes die Tatsache, dass Angela Merkel mit der FDP der bisherige Koalitionspartner abhanden gekommen ist und somit rechnerisch mehrere Varianten bei der Regierungsbildung in Deutschland möglich sind. Den Focus lenkt er dabei auf innenpolitische und europapolitische Aspekte der politischen Landschaft in Tschechien und die bevorstehenden Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus:
"Mathematisch könnte zwar in Deutschland nach den Wahlen auch eine linke Regierung entstehen, die sich dann aber so oder so auf die ostdeutschen Postkommunisten und ihre Partei Die Linke stützen würde. Aber wie nicht nur Steinbrück, sondern auch viele andere Vertreter der SPD sagen, diese Partei ist nicht vertrauenwürdig genug zum Regieren. Die tschechischen Kommunisten sind jedoch noch viel schlimmer als die deutsche Linke. Wenn es die ČSSD nach den Wahlen nur schaffen würde, sich in ihrer Haltung zur KSČM von der SPD inspirieren zu lassen. (...)
Deutschland wird jedenfalls eine starke, proeuropäische, reformorientierte und dabei mehr als bisher sozial orientierte Regierung haben. Die Europäische Union erwartet in den kommenden Jahren große Veränderungen hin zu einer mehr föderalen Union, die den weiteren Erfolg des Euro unterstützt. Die Tschechische Republik wird es sich nicht leisten können, weitere Jahre auf der Eselsbank zu bleiben. Eine starke proeuropäische Regierung einer großen Koalition wäre nach den tschechischen Wahlen eine würdige Antwort darauf, in welche Richtung sich Deutschland und mit ihm die Europäische Union in der Nacht auf den Montag begeben hat." (nk)