Zuständig für die statistische Erfassung der HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen in Tschechien ist das Nationale Referenzlabor für HIV/Aids beim Staatlichen Gesundheitsamt, das die Ausbreitung des Immunschwächevirus seit 1985 verfolgt.
Das Nationale Referenzlabor veröffentlicht regelmäßig die Zahl der in Tschechien erfassten Neuinfektionen mit dem Aids-Virus, wobei sowohl tschechische Staatsbürger als auch im Land lebende Ausländer mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung in die Statistik einfließen.
Seit dem Jahr 2002 kommt es in Tschechien zu einem dauerhaften und deutlichen Anstieg der HIV-Infektionen. Während im Jahr 2002 insgesamt 50 Infektionen festgestellt wurden, waren es im Jahr 2013 bereits 235 Fälle. Im Jahr 2014 lag die Zahl mit 232 HIV-Diagnosen nur knapp unter der bisherigen Höchstzahl des Vorjahres.
HIV-Ansteckungen bei Männern nehmen seit 2002 stark zu
Geschlechtsverkehr bleibt in Tschechien dabei der Hauptübertragungsweg für das Aidsvirus (91,4 Prozent aller Fälle im Jahr 2014). Eine besonders gefährdete Risikogruppe sind Homosexuelle, die den weitaus größten Anteil an den HIV-Infektionen haben.
"Der hohe Anteil der homo- oder bisexuellen Übertragung ist seit Langem ein dominanter Zug des Auftretens der HIV-Infektionen in der Tschechischen Republik. Der Anteil der Übertragung mittels Drogeninjektion ist im Gegensatz zur sexuellen Übertragung langfristig niedrig", heißt es im Jahresbericht für das Jahr 2014 des Nationalen Referenzlabors für HIV/Aids.
Die Zahlen des Jahres 2014 verdeutlichen den dominanten Ansteckungsweg: "Hinter dem Anstieg der Fälle steht vor allem die Übertragung von Mann zu Mann, bei Männern, die Sex mit anderen Männern haben. Im Jahr 2014 entfielen auf diese Gruppe 72,4 Prozent aller neuen HIV-Fälle. Der Anteil der heterosexuell übertragenen Infektionen lag bei 19,0 Prozent und 3,9 Prozent der neuen Fälle wurden bei Drogenkonsumenten festgestellt, die sich die Drogen intravenös spritzten."
Der Anteil an Frauen an der Gesamtzahl der Neuinfektionen lag im Jahr 2014 bei 9,9 Prozent.
HIV-Fälle konzentrieren sich in Prag
Mehr als die Hälfte aller neu erfassten HIV-Infektionen betraf im Jahr 2014 Menschen, die ihren Wohnsitz in Prag hatten (53,0 %). Auf das Prager Umland, die Region Mittelböhmen, entfielen weitere 8,2 %.
Bezogen auf die Zahl der Einwohner hat Prag eine mehr als vier Mal so hohe Zahl an diagnostizierten HIV- Infektionen jährlich als der Landesdurschnitt. Im Jahr 2014 waren es 9,8 Fälle auf 100.000 Einwohner gegenüber 2,21 Fällen im Landesdurchschnitt. Zum Vergleich: In Deutschland wurde das Virus im Jahr 2014 in Berlin am häufigsten neu diagnostiziert. Dort kamen 12,9 Fälle auf 100.000 Einwohner.
Die dominante Position Prags bei der Zahl der erfassten HIV-Fälle in Tschechien im Jahr 2014 entspricht dabei einer langfristigen Konstante, wie der Bericht des Nationalen Referenzlabors feststellt.
Neu erfasste HIV-Infektionen in der Tschechischen Republik
2014: 232 Fälle
2013: 235 Fälle
2012: 212 Fälle
2011: 153 Fälle
2010: 180 Fälle
2009: 156 Fälle
2008: 148 Fälle
2007: 121 Fälle
2006: 91 Fälle
2005: 90 Fälle
2004: 72 Fälle
2003: 63 Fälle
2002: 50 Fälle
2001: 51 Fälle
2000: 58 Fälle
1999: 50 Fälle
1998: 30 Fälle
1997: 62 Fälle
1996: 51 Fälle
1995: 40 Fälle
1994: 38 Fälle
1993: 27 Fälle
1992: 23 Fälle
1991: 13 Fälle
1990: 15 Fälle
1989: 8 Fälle
1988: 35 Fälle
1987: 24 Fälle
1986: 23 Fälle
1985: 3 Fälle
Quelle: Nationales Referenzlabor für HIV/Aids beim Staatlichen Gesundheitsamt