Rubrik: Kultur | 2.1.2016
Strahovský klášter: Geschichte und Gegenwart

Das Prager Kloster Strahov ist ein Ort mit einer Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der Hügel, auf dem sich das Kloster befindet, wird im Lateinischen als Mons Sion bezeichnet, zu deutsch Berg Zion.

Der slawische Ausdruck Strahov erinnert dabei an die strategische Lage des Klosterbaus an der Peripherie des Laurenzibergs (Petřín), wo die Prager Burg mit Posten geschützt und Wacht gehalten wurde (strahovati).

Die ersten Klöster wurden in Böhmen schon im 10. Jahrhundert gegründet und gehörten dem Benediktinerorden an. Im 12. Jahrhundert drangen weitere neue Orden nach Böhmen vor, unter ihnen auch der Prämonstratenserorden, der damals gerade in Mode war.

Gegründet hatte ihn im Jahr 1120 der Heilige Norbert und nach Böhmen kam er offensichtlich über Umwege aus Palästina, wo ihn einer der Gründer des Klosters, der Olmützer Bischof Jindřích Zdík, kennen gelernt hatte. Der zweite Gründer des Klosters war Fürst Vladislav II., der im Jahr 1158 zum zweiten böhmischen König wurde.

Klosterbau war in den ersten Jahren imposanter als Herrschersitz

Das Kloster wurde 1140 gegründet, doch erst zwei Jahre später wurden die ersten Ordensbrüder unter der Führung von Probst Eberwin aus dem Mutterkloster in Steinfeld in der Nordeifel nach Prag geschickt.

Der gesamte Klosterbau schritt in schnellem Tempo voran und es gibt eine bemerkenswerte Quelle aus dem Jahr 1187, nach der das Kloster-Areal ansehnlicher und monumentaler war, als der damalige Herrscher-Sitz. In der Mitte des 13. Jahrhunderts unter der Herrschaft Otakar II. wurde hier sogar der Landtag abgehalten.

Doch erlebte das Kloster auch bald die ersten Katastrophen in seiner Geschichte: Die viel versprechende Entwicklung wurde abrupt unterbrochen durch einen verheerenden Brand im Jahr 1258, so dass vom romanischen Wehrkloster nur wenig erhalten blieb.

Die Hussitenkriege und insbesondere der Angriff der Hussiten auf das Kloster im Jahr 1420 unterbrachen dann die Gotisierung der Gebäude. Ein weiterer Rückschlag bedeutete die Plünderung des Klosters im Dreißigjährigen Krieg durch die Schweden, die kistenweise Bücher aus der Klosterbibliothek raubten, deren Wert schon damals unermesslich war.

Dabei hatte das Kloster gerade zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine neue Blütezeit erlebt. So wurden im Jahr 1627 die Gebeine des Ordensgründers nach Prag überführt, nämlich des Heiligen Norberts, der zu einem Schutzpatron der böhmischen Länder wurde.

Doch die schwedische Armee sollte nicht die letzte sein, die das Kloster in seinen Mauern begrüßen durfte. Während der habsburgischen Erbfolgekriege war es zunächst das französische Heer, das Einzug hielt, einige Jahre später dann kamen die Preußen.

Klosterbibliothek rettete Kloster zwei Mal

Problematisch wurde auch die Zeit der Herrschaft Kaiser Joseph II., dessen Reformen im Rahmen seiner Religionspolitik zu einer deutlichen Reduzierung der Zahl der Klöster im Land führte.

Alle Orden, die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betrieben, wurden aufgehoben, ihr Besitz verstaatlicht. Vor seiner Schließung bewahrte das Kloster Strahov damals nur seine außerordentlich reiche Klosterbibliothek, die in zu dieser Zeit zudem der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht wurde.

Gerade wegen seines großen Bücherbestandes entging das Kloster auch der Liquidation durch das kommunistische Regime. Das Kloster wurde zwar aufgelöst, aber es wurde zum Museum des nationalen Schrifttums und so blieb die Klosterbibliothek erhalten. Die Rückkehr der Prämonstratenser wurde dann nach der Sanften Revolution 1989 möglich.

St. Rochus beherbergt heute die Galerie Miro

Das weitläufige Klostergelände setzt sich aus einer Reihe kirchlicher und profaner Bauten aus unterschiedlichen Perioden der Geschichte des Klosters zusammen. Den Eingang zum Klosterareal bildet das barocke Klostertor mit der Statue des Ordensgründers, des Heiligen Norbert von Xanten, ein Werk Johann Anton Quittainers aus dem Jahr 1755.

Auf der linken Seite im ersten Klosterhof erregt die Pfarrkirche St. Rochus die Aufmerksamkeit des Besuchers. 1599 von Kaiser Rudolf II. aus Dankbarkeit für das Ende der Pestepidemie gestiftet und Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, ist sie ein gutes Beispiel später Renaissance-Architektur mit Einflüssen spätgotischer Formen, der sogenannten Nachgotik. Heute befindet sich in der Kirche der Ausstellungssaal der Galerie Miro.

Kirche Mariä Himmelfahrt

Die Kirche Mariä Himmelfahrt (Nanebevzetí Panny Marie) ist im Kern eine romanische doppeltürmige Basilika. Die Kirche wurde nach einem Brand im 13. Jahrhundert gotisch und später dann im Barockstil umgebaut. Die gegenwärtige Gestalt erhielt die Kirche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen die Fassaden, aber auch der überwiegende Teil der Innenausstattung einschließlich des Freskenschmucks.

In der Kirche haben ihre letzte Ruhestätte nicht nur die Gründer des Klosters, sondern auch eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten gefunden. Und auf der ursprünglichen Klosterorgel improvisierte bei einem seiner Pragbesuche einst auch W. A. Mozart.

Die Hauptattraktion des Prämonstratenser-Klosters ist zweifellos dessen berühmte Bibliothek mit zwei großartigen Sälen und einem einzigartigen Buchbestand. Doch lohnen auch die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt und die kleine, am Rande des Klosterareals stehende Pfarrkirche St. Rochus mit dem Ausstellungsaal der Galerie Miro einen Besuch.

In der unweit des Prager Burg-Areals gelegenen Basilika Mariä Himmelfahrt finden zudem täglich christliche Gottesdienste statt.

Weitere Infos: www.strahovskyklaster.cz | Themen: Kloster Strahov
Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10. April 2016 - 17:19
Strahovský klášter
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