Angekommen in einer fremden Stadt, sehnt sich mein Berliner Herz nach Musikclubs, nach einer Szene, die das bunte Berlin ersetzen könnte, oder es zumindest versucht. Prag muss das doch können, denke ich, und begebe mich auf die Suche nach der Prager Technoszene.
Es muss so circa ein Uhr nachts sein, als ich eine breite Rampe hinuntergehe, die mich an einen Eingang einer Tiefgarage erinnert. Einen Eingang mit Stil, will ich den des "36 Underground" nennen, der mich mit seinem ersten Charme schon überzeugt. Er führt mich in einen einfachen Keller, mit einem langen Flur an dessen Ende sich die Bar befindet. Diese besteht lediglich aus einer Biertischgarnitur und Kühlschrank. Bier: 35 Kronen. Sehr minimalistisch, von Einrichtung bis zum Bierpreis.
Inmitten des Kellergewölbes wummert auf dem einzigen Floor des Undergroundclubs der Bass. Außer dem DJ-Pult und Boxen, findet man nichts außer circa hundert Menschen vor, die motiviert zu dunklem Techno tanzen. Mit Freude, etwas verträumt und mit Sonnenbrillen "stampfen" sie den Morgen entgegen.
Während ich mich der kleinen Menschenmenge tanzend anschließe, suche ich vergeblich nach Dekoration, bestehend aus irgendwelchem Glitzer oder sonstigem Schmuck, wie es häufig auf Berliner Szenepartys zu sehen ist. Gibt es aber nicht. Ich meine mich an ein Stroboskop an der Decke hängend erinnern zu können, sicher bin ich mir aber nicht.
Die Atmosphäre, die aufgrund der Einfachheit der Party, ganz in den Händen des DJ´s und des Publikums liegt, enttäuscht nicht. Jubelschreie des tanzenden Publikums leiten immer wieder Höhepunkte der DJ-Sets ein und euphorisch schnell gehen die Stunden rum. Unterbrochen nur, durch seltene Gänge zur Bar oder zur Toilette. WC´s gab es übrigens keine. Dixi-Klo´s wurden am Eingang des Ladens aufgestellt. Hat was von Festival.
Müde aber glücklich stolpere ich um sechs Uhr morgens die Rampe heimwärts. Die minimalistische Einrichtung des "36 Underground" gefällt, ob der Club allerdings repräsentativ für die Prager Technoszene ist, weiß ich noch nicht.