Es ist ein offenes Geheimnis: Auf den grenznahen Vietnamesenmärkten werden unter dem Ladentisch allerorten Drogen gehandelt. Die Abnehmer kommen dabei vor allem aus Deutschland und Österreich. Und immer öfter fahren sie nur zu einem Zweck über die Grenze: um Crystal Meth oder Gras zu kaufen.
Der Grund dafür ist einfach: Der Preis, zu dem die Drogen auf den Asia-Märkten - nahe der Quelle - zu haben sind, liegt deutlich unter dem, den die Konsumenten auf der anderen Seite der Grenze zahlen müssen.
Ein Gramm Pervitin, unter dieser Bezeichnung ist das Crystal Meth in Tschechien bekannt, kann man auf dem tschechischen Grenzmarkt für unter 20 Euro bekommen. Je nach Reinheitsgehalt kann das Crystal dann für bis zu 90 Euro in Deutschland weiterverkauft werden. Und je weiter entfernt von der Grenze, desto teurer ist das Rauschgift dann in der Regel. Denn selbst nach dem Grenzübertritt bleibt für die Drogenschmuggler das Entdeckungsrisiko. Bei entsprechendem Verdacht kann der deutsche Zoll jederzeit Kontrollen durchführen.
Crystal Meth für 20 Euro
Wer Crystal Meth oder Marihuana hinter der Grenze kauft, sollte jedoch wissen, dass entgegen landläufiger Meinung der Besitz und Konsum von Drogen in Tschechien keineswegs erlaubt, sondern auch hier illegal ist.
Drogenbesitz für den Eigenbedarf wird in Tschechien als Ordnungswidrigkeit eingestuft, wer jedoch mit einer eine "größeren als geringen Menge" Crystal Meth oder Marihuana erwischt wird, wird strafrechtlich belangt.
Nach einem Urteil des Obersten Gerichts in Brünn aus Jahr 2014 liegt der Richtwert, bis zu dem Eigenbedarf angenommen wird, bei Crystal Meth nun bei 1,5 Gramm, für Marihuana bei 10 Gramm Trockenmasse.
Insbesondere Lokalpolitikern hüben wie drüben ist der Drogentourismus zwar ein Dorn im Auge, ein Patentrezept zur Lösung des Problems gibt es bislang jedoch nicht. Forderungen aus Deutschland, wie von Vertretern der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die "Drogenbasare" gegebenenfalls zu schließen, verhallen auf der tschechischen Seite.
So kämpfen die deutschen Zollbeamten weiter mit den Mitteln der Schleierfahndung gegen den Ameisenhandel und den Drogenschmuggel in großem Stil. Ein aussichtsloser Kampf, wie es scheint. Zumal der Rauschgiftschmuggel offenbar zunehmend professionell organisiert wird, wie die immer größeren Einzelfunde erkennen lassen.