Rubrik: Kultur | 9.1.2014
"Goldene Kapelle an der Moldau" mit turbulenter Geschichte

Das direkt an der Moldau gelegene Nationaltheater ist eines der bedeutendsten Gebäude der Neustadt der tschechischen Hauptstadt Prag. Es wurde mit Hilfe von Spenden aus den böhmischen Ländern der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn in den Jahren 1868 bis 1881 im Stil der Neorenaissance errichtet und gilt auch als nationales Symbol:

"Das Nationaltheater ist die Verkörperung des Willens der tschechischen Nation nach nationaler Eigenart und Selbständigkeit. An seinem Aufbau beteiligten sich mit Sammlungen breite Schichten des ganzen Volkes, und die feierliche Grundsteinlegung am 16. Mai 1868 wurde eine politische Manifestation der gesamten Nation", heißt es etwa auf den Webseiten des renommierten Theaterhauses.

Die Idee, in Prag ein unabhängiges tschechisches Theater zu errichten, entstand bereits 1844, worauf František Palacký am 29. Januar 1845 im Regionalparlament einen entsprechenden Antrag vorlegte, der positiv beschieden wurde. Der erste öffentliche Spendenaufruf des Vereins für die Errichtung eines Tschechischen Nationaltheaters in Prag kam dann aber erst sechs Jahre später, im April 1851. Zunächst wurde ein provisorisches Theater, das 1862 eröffnete Tschechische Interimstheater (České Prozatímní Divadlo), realisiert, bevor Mitglieder des Vereins um Sladkovský, Tyrš, Neruda und Hálek 1865 den Architekten Josef Zítek aufforderten, einen Entwurf einzureichen, der die Ausschreibung dann auch gewann.

Der erste Grundstein kam vom Berg Radhošť am 5. Mai 1868 nach Prag. Weitere Steine, von bedeutenden Bergen wie vom Berg Říp, Vyšehrad oder Blaník folgten. Am 16. Mai 1868 wurde der Baubeginn unter Anwesenheit von 100.000 bis 150.000 Zuschauern gefeiert, dessen Höhepunkt die Uraufführung der Oper Dalibor von Bedřich Smetana für geladene Gäste bildete.

Bis Ende des Jahres waren die Grundmauern hochgezogen. 1877 wurde dann das Dach auf den Bau gesattelt. 1873 lief gleichzeitig die Ausschreibung für die Innenausstattung des Gebäudes, dessen Grundentwürfe eine Kommission unter Führung von Sladkovský erarbeitet hatte. Das Konzept sah ein klassisches Interieur im Sinne der Neorenaissance vor - inspiriert von der damals herrschenden Begeisterung für slawische Mythologie und mittelalterliche Handschriften.

Anlässlich und zu Ehren des Besuchs des Kronprinzen Rudolf wurde das noch nicht ganz fertiggestellte Theater am 11. Juni 1881 mit der Uraufführung der bereits Anfang der 1870er Jahre von Smetana eigens für diesen Anlass komponierten Oper Libuše vorzeitig eröffnet. Nach elf weiteren Vorstellungen wurde das Gebäude für die ausstehenden Arbeiten nochmals geschlossen.

Vor der endgültigen Eröffnung kam es dann am 12. August 1881 zu einem Brand, der neben der Messingkuppel auch die Bühne und den Zuschauerraum vernichtete. Nach einer erneuten Spendensammlung wurde es in den Folgejahren unter Leitung des Architekten Josef Schulz wieder aufgebaut. Die zweite Eröffnung erfolgte am 18. November 1883 - erneut mit einer Aufführung von Smetanas Oper Libuše.

Knapp einhundert Jahre erfolgten keine größeren Renovierungen mehr, bis das Theater von 1977 bis 1983 grundlegend restauriert wurde. Die erste Vorstellung lief dann auf den Tag genau einhundert Jahre nach der Eröffnung nach dem Wiederaufbau am 18. November 1983.

Weitere Infos: Online-Ticketvorverkauf (www.virtual-tickets.cz), www.narodni-divadlo.cz
Bildnachweis:
Narodni-divadlo.cz
Themen: Nationaltheater Prag
Zuletzt aktualisiert: Freitag, 11. März 2016 - 21:43

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Das Ballett ist neben dem Schauspiel, der Oper und der Laterna magika eines der vier Künstlerensembles des Nationaltheaters in Prag. Es ist dabei das größte und renommierteste Ballettensemble in Tschechien. Seine Vorführungen finden auf allen vier Bühnen des Nationaltheaters statt: im historischen Gebäude an der Moldau, der Nová scéna, dem Ständetheater und in der Staatsoper.
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