Gegen Mittag unter dem grauen Regenhimmel, plötzlich hinterm Wehr auftauchend, nacheinander acht leuchtend gelbe Paddelboote mit acht ebenfalls in leuchtende Farben gekleideten Paddlern, die flussabwärts fahren, Richtung Karlsbrücke, acht gelbe, blaue, grüne, rote Punkte.
Können wir da auch hinfahren, fragt L. am Telefon, als ich ihm vom Besuch in Lostice erzähle. Können wir, erwidere ich, aber nicht gleich, und erzähle ihm die etwas dämlich klingende Geschichte vom Käse, den es so kurz nach dem Krieg nicht gegeben habe, jedenfalls bei uns nicht, im Osten, der einzige Käse, den es gab, war Harzer, den mein Vater aus einem Grund, den ich vergessen (oder gar nicht gekannt habe), aus dem Werk mitbrachte, weshalb ich ihn Arbeiterkäse nannte. Wenn ich nicht essen wollte, sagte meine Mutter: Aber das ist doch Arbeiterkäse. Und dann aß ich ihn anscheinend. Andere Käsesorten habe ich erst später kennengelernt, im Westen. Und jetzt höre ich also, dass der Harzer oder Handkäs, als dessen Urform der Olmützer Quargel, Olomoucké tvarůžky, gelten kann, aus Lostice/Loschitz stammt, wo seine Herstellung seit 1712 nachweisbar ist.
In Olomouc, abends im Hotel, fiel mir David Schütz ein, ein israelischer Autor, der in Jerusalem wohnte. In den Neunzigern haben wir uns öfter getroffen. Einmal saßen wir zusammen im Café, als er sich vorbeugte und sagte: Weißt du, dass du meine Verneinung bist? Da ich nicht verstand, erklärte er: Ich bin Schütz (oder Schitz, wie es, da wir keine Umlaute haben, bei uns heißt), und du bist Nicht-Schitz. Im Hebräischen heißt Lo nämlich so viel wie Nein, Nicht.
Nein, wusste ich nicht, hab es mir aber gemerkt.