Nach ein paar Tagen das Gefühl, die Wohnung zu kennen, aus den späten Sechzigern in Friedenau, der Zeit, als die pompösen Kachelöfen der alten Gründerzeithäuser durch schnöde Gasetagenheizungen ersetzt wurden. Die alten Frauen, die nach dem Tod ihrer Männer oft allein in den großen Wohnungen gelebt und sie mit den Jahren in dunkle Höhlen verwandelt hatten, starben oder zogen ins Altersheim, und da es an zahlungskräftigen Nachmietern fehlte, akzeptierten die Hausbesitzer nun auch mit der nötigen Chuzpe auftretende Studenten als Hauptmieter, die nach glücklicher Unterzeichnung des Vertrags andere Studenten als Untermieter nachzogen: der Anfang der bald als Kommunen in Verruch geratenden Wohngemeinschaften. Wie hier, in der Masarykovo, war zur Vereinfachung der Malerarbeiten der Stuck von den Decken geschlagen worden, die Wände waren meistens nur ein-, zweimal weiß übertüncht und die Räume selbst (mit den noch häufig über Putz liegenden Leitungen) mit Gebrauchtmöbeln notdürftig eingerichtet worden, Sitzgruppen, bei denen es allein auf die Bequemlichkeit ankam, neben noch unaufgearbeiteten Biedermeiertischchen, und immer war das Licht der gedankenlos aufgehängten und mit viel zu schwachen Birnen ausgestatten Lampen so miserabel, dass man eine Taschenlampe brauchte, um zu lesen. Der Staub fraß sich ins alte Eichenparkett, und betätigte man die Wasserspülung, ging ein Zittern durch die Rohre, dass man meinte, gleich würden sie einem um die Ohren fliegen.