Der Autor

Gert Loschütz wurde als "der David Lynch unter Deutschlands Romanautoren" bezeichnet, viele seiner Texte thematisieren das Unheimliche. Er wird aus seinem hoch geschätzten Roman Dunkle Gesellschaft lesen, für den er 2005 auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gewählt wurde. Er ist auch Verfasser von zahlreichen Theaterstücken, Hörspielen und Fernsehspielen.

Gert Loschütz wurde 1946 in Genthin (Sachsen-Anhalt) geboren, 1957 übersiedelte die Familie nach Hessen. 1968 wurde er zur Tagung der Gruppe 47 auf Schloss Dobříš eingeladen, die jedoch wegen des Einmarschs der Truppen des Warschauer Paktes nicht stattfinden konnte. Gert Loschütz lebt in Berlin.

​Im November 2016 ist er Stipendiat des Prager Literaturhauses.

 

 

Bildnachweis:
Björn Steinz

Blog

| Gert Loschütz | 12.11.2016

11. November 2016

6.

Keine Chance, etwas zu verstehen oder aus einer mir geläufigen Sprache abzuleiten, um wenigsten eine Ahnung davon zu bekommen, was gemeint sein könnte. Aber es gibt keinen Weg, der (beispielsweise) von Knihkupectvi zu Buchhandlung, bookstore, libreria, librairie führt. Und die Flüsse - die Themse, der Hudson, die Seine, der Tiber, die Moskwa in allen Sprachen bleiben sie sich gleich oder lauten doch so, dass man sie wieder erkennt, die Moldau dagegen, die viel gerühmte, seit meiner Jugend wandern an ihrem Grund die Steine, das, o Vltava, lässt sich in meinem Kopf nicht mehr ändern.

 

Als ich im Online-Wörterbuch des früher viel benutzten Pons' nach der tschechischen Entsprechung für das Wort Schriftsteller frage, kommt die Gegenfrage: Meinten Sie vielleicht schriftlich, vorstellen und Thriller? Daraufhin gebe ich das Wort Autor ein und werde nun gefragt: Meinten Sie vielleicht außer, Auto, Motor und Automat? Am meisten Vorschläge erhalte ich auf meine Frage nach der Übersetzung für das Wort Dichter. Sie lauten: Meinten Sie vielleicht Richter, sicher, Tochter, nichts, nicht, Licht, Winter, hinter, bitter, Liter, Eiter und dich? Als ich das Wort Künstler eintippe, folgt die Gegenfrage: Meinten Sie vielleicht unser, Kunsthändler, Kunst, Sportler und Kunstgewerbe? Da gebe ich auf. Und werde nun nie erfahren, wie die Tschechen ihre Schriftsteller, Autoren, Dichter und Künstler nennen.

 

Im tschechischen Wort němčina für deutsch ist die urslawische Wurzel něm enthalten, was so viel heißt wie stumm, womit alle bezeichnet wurden, die des Slawischen nicht mächtig waren, die Fremden aus dem Westen Europas.

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