Zugegeben, ich hatte den Begriff „Böhmische Schweiz“ noch nie zuvor gehört, als ich den Tagesausflug buchte. Der Gedanke an eine von Bergen, Tälern und weiten, grünen Wiesen geprägte Landschaft nach Schweizer Vorbild verlockte mich jedoch sofort. Später sollte ich erfahren, dass der Name „Böhmische Schweiz“ in Anlehnung an die „Sächsische Schweiz“, dem deutschen Teils des Elbsandsteingebirges, im 18. Jahrhundert entstand und auf die beiden Schweizer Künstler Adrian Zingg und Anton Graff zurückgehen soll, die sich von der Landschaft an ihre Heimat erinnert fühlten.
Das Gebiet der Böhmischen Schweiz liegt als tschechischer Teil des Elbsandsteingebirges östlich des Erzgebirges und westlich des Lausitzer Gebirges an der deutsch-tschechischen Grenze. Es steht seit 1972 unter Landschaftsschutz und seit 2000 besteht der offizielle Nationalpark.
Der Name der Böhmischen Schweiz ist insofern fehl am Platz, als dass sie im Gegensatz zur benachbarten Sächsischen Schweiz nicht von Bergen geprägt ist, die die Landschaft überragen. Auch auf weite grüne Wiesen entlang breiter Täler nach Schweizer Vorbild trifft man nur selten. Die Schweizer Künstler hätten sich hier sicherlich weniger heimatlich gefühlt. Dennoch spricht einiges dafür, warum die Böhmische Schweiz mindestens genauso viel zu bieten hat und deshalb eine Reise wert ist. Denn Wald- und Felslandschaften entlang der Ostseite der Elbe bergen einige atemberaubende Naturschauplätze.
Die bekannteste Attraktion des Gebiets ist zweifelsfrei das Prebischtor (Pravčická brána), die größte natürliche Sandsteinfelsbrücke in Europa. Sie ist das Symbol der Böhmischen Schweiz und bietet nach etwa eineinhalbstündigem Aufstieg den perfekten Aussichtsplatz zum Rasten. Nicht ohne Grund ist der Ort auch als Drehplatz für die Chroniken von Narnia genutzt worden. Daraufhin sollte die Möglichkeit genutzt werden, den Fluss Kamnitz (Kamenice), einen rechten Nebenfluss der Elbe zu befahren: Denn die Bootsfahrt führt durch die Kamnitz- oder Edmundsklamm, eine beeindruckende Felsenschlucht. Die hohen Felswände an beiden Seiten der Kamnitz, durch die vereinzelt kleine Tunnel führen, sind ein wahres Naturspektakel. Bootstouren durch die Kamnitzklamm werden vor Ort kostengünstig angeboten.
Weitere Sehenswürdigkeiten der Böhmischen Schweiz sind die Tyssaer Wände, die ein Felslabyrinth erzeugen, der hohe Schneeberg, der höchste Berg der Böhmischen Schweiz mit Aussichtsturm, sowie unzählige weitere Burgen, Kapellen, Hütten, Aussichtspunkte und Felswände. Wer Prag oder die Großstadtatmosphäre allgemein für einen Tag hinter sich lassen möchte und durch unglaubliche Naturlandschaften spazieren will, dem kann ich die Böhmische Schweiz redlich ans Herz legen.
Das Gebiet eignet sich bestens für einen Tagesausflug und kann mit dem Auto oder Bus in etwa zwei Stunden problemlos erreicht werden. Prager Agenturen wie „Rolling friends“ bieten gelegentlich organisierte Touren in das Gebiet an. Trotzdem sind vergleichsweise wenige Touristen vor Ort, wodurch die nötige Authentizität der Naturschauplätze gewahrt wird.