„Hana Podolská, auch bekannt als die tschechoslowakische Coco Chanel.“
Das war nicht nur das Erste, was ich über die Modedesignerin gelesen habe, sondern auch ein ausgezeichneter Vergleich, mit dem ich Podolskás Namen im Gedächtnis behalten werde.
Vor knapp zwei Wochen schrieb ich bereits als Veranstaltungstipp einen Artikel über die aktuelle Hana-Podolská-Ausstellung im Kunstgewerbemuseum. Um ehrlich zu sein, war mir der Name der tschechoslowakischen Mode-Ikone, wie vermutlich den meisten, weitgehend unbekannt. Bei meinen Recherchen wurde ich jedoch so von den Beschreibungen ihrer Mode gepackt, dass mich der Wunsch nach einem Besuch ihrer Ausstellung nicht mehr losgelassen hat.
Podolská gehört zu den bekanntesten Modeschöpferinnen der Zwischenkriegszeit in der Tschechoslowakei. 1915 öffnete der Salon „Podolská“ im Palais Lucerna in Prag seine Türen. Auf der Suche nach Inspirationen reiste sie nach Paris, führte in ihrer Heimat Modeschauen auf dem Laufsteg ein und verschaffte sich international einen Namen.
Podolskás maßgeschneiderten Kostüme, Kleider, Hüte und Schuhe erfreuten sich großer Beliebtheit und zu ihrem Klientel zählten viele bekannte Persönlichkeiten.
Während des Zweiten Weltkrieges ermöglichten Aufträge des Prager Filmateliers Barrandov das Fortbestehen des Modeunternehmens. Podolská fertigte Kostüme für deutsche und tschechische Filme an, die in Barrandov produziert wurden.
Mit der Verstaatlichung ihres Ateliers im Jahr 1948 und der Übernahme durch das staatliche Unternehmen „Módní závody Praha“ 1954, wurde die Marke „Podolská“ zu „Salon Eva“ umgetauft und die Modedesignerin fühlte sich gezwungen, ihre Firma zu verlassen. Die allseits beliebte und oft mit Coco Chanel assoziierte Designerin verstarb 1972 im Alter von 92 Jahren in Prag.
Die Ausstellung ging mir also nicht mehr aus dem Kopf, ich sollte aber am Wochenende Besuch einer Freundin aus München bekommen, die normalerweise für die Modewelt nicht so viel Begeisterung aufbringen kann. Trotzdem tat sie mir den Gefallen, mich zu begleiten. Sie wusste, dass ich keine weitere Nacht hätte ruhig schlafen können, ohne dort gewesen zu sein und darunter hätte unser beider Wochenende in Prag gelitten. Also machten wir uns am Samstagvormittag auf den Weg in die Altstadt. Schräg gegenüber des Rudolfinums erwartete uns der Bau des Kunstgewerbemuseums, an dessen Wänden schon die prägnanten Plakate auf Podolskás Exposition hinwiesen. Diese auffälligen rot-schwarz-weißen Hinweise können übrigens hier und da vom aufmerksamen Prag-Flanierer an (Rolltreppen-)Wänden und Laternen in der gesamten Stadt gespottet werden.
Zu unserer Überraschung kostete uns der Eintritt mit Studentenrabatt gerade mal 80 Kronen, was umgerechnet circa drei Euro entspricht. Begleitet von einem schick-gekleideten tschechischen Rentnerehepaar fuhren wir mit dem Aufzug in den vierten Stock zum Hauptteil der Ausstellung (im Erdgeschoss sind im hinteren Teil des Museum-Shops ebenfalls ein paar Modelle ausgestellt).
Oben angekommen führte man uns in zwei mittelgroße Räume, Ersterer ergänzt durch eine begehbare Galerie. Neben den in Glasvitrinen ausgestellten Modellen, Zeichnungen, Stoffproben und Fotos, informierten kurz gefasste Texte über Hana Podolskás Leben, ihre Mode und die Entwicklung ihres Unternehmens. Kleiner Tipp am Rande: Wer kein Tschechisch versteht, sollte bei Möglichkeit für die sehr kleingedruckte englische Fassung eine Brille einpacken.
Dann ging es für uns in den zweiten Bereich, der Hana Podolskás Schaffen für die Film- und Bühnenwelt thematisiert und Kino-Feeling aufkommen lässt. Geziert wird der Raum nämlich von einer Sitzreihe, auf der es sich die Besucher gemütlich machen und einen 17-minütigen Film, bestehend aus sieben Clips, anschauen können. Neben einem Interview mit der Designerin aus dem Jahr 1968, wird nicht nur Hana Podolskás Arbeit, sondern die Geburt der Mode dieser Zeit im Allgemeinen, thematisiert.
Das absolute Highlight, vor allem für die noch nicht erwachsenen Besucher, stellt die Galerie dar, auf der ein interaktiver Bastel-Bereich wartet. Dort können unter anderem zeittypische Kleidungsstücke der 1920er Jahre angefasst, die unterschiedlichsten Stoffe mit Smartphone-Mikroskopen untersucht und die eigene Kreativität im Modedesign auf die Probe gestellt werden. An einer Wand werden dann die fertigen Papier-Stoff-Kreationen der „Nachwuchsdesigner“ aufgehängt. Ich als Laien-Kritikerin wage zu behaupten, dass in dem ein oder anderen Kreativgewordenen Hana Podolskás Potential schlummert.
Unser Fazit: Die Exposition hat bei uns beiden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht nur, weil sie zwar kurz und knapp über die wichtigsten Etappen zu Podolskás Leben, ihrer Person und ihrem Schaffen informiert, sondern weil sie uns wie eine Zeitmaschine für circa eine Stunde in die goldenen 1920er katapultiert hat. Kopfschüttelnd musste ich feststellen, dass ich als absoluter Mode-Fanatiker Podolskás Haute Couture vermutlich nicht von Cocos Kreationen hätte unterscheiden können.
Die Modeausstellung kann übrigens noch bis zum 20. Januar 2019 besucht werden.