Der Autor

Markus Höppner, Jahrgang 1989, absolviert seit 2014 ein Auslandssemester an der Karls-Universität Prag.

Eigentlich studiert er an der RWTH-Aachen Geschichte und Politische Wissenschaft im Master, den er voraussichtlich nächstes Jahr beenden wird.

Für prag aktuell ist er seit Oktober 2014 als Redakteur tätig und auch als Blogger aktiv.

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| Markus Höppner | Rubrik: Reise | 19.11.2014

Mindmaze in Prag

Ein bisschen um die Schränke denken

Als mir ein paar Freunde das erste Mal von Mindmaze berichteten, konnte ich nichts damit anfangen. Es klang für mich zunächst einmal sehr kryptisch, weckte aber mein Interesse. Es galt also herauszufinden, was Mindmaze überhaupt ist.

Frei übersetzt bedeutet diese Wortkreation so etwas wie "Gedankenlabyrinth" oder "Irrgarten des Verstands". Wie der Name es vermuten lässt, geht es im weitesten Sinne um Rätsel und Geheimnisse. Man wird mit einer Gruppe von 2 bis 5 Personen in einem Raum eingeschlossen und hat dann 60 Minuten Zeit, um mit Hilfe von Rätseln, diesen wieder zu verlassen. Man kann das Spiel in Tschechisch und Englisch buchen (Reservierung unbedingt erforderlich) und hat die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Szenarien: 1. Die Kammer des Alchemisten - hier muss man den sagenumwobenen "Stein der Weisen" in einem Labor finden. 2. Enigma - man befindet sich im Zweiten Weltkrieg und wird in einem Militärgefängnis eingeschlossen. Aus diesem muss man zunächst entkommen, um anschließend die Blaupausen eines deutschen U-Boots zu finden. Ich denke es ist nicht schwer zu erraten, was ich für mich und meine vier Freunde gebucht habe (kleiner Tipp: ich studiere Geschichte).

Nach einer kurzen Einführung und der anscheinend nötigen Warnung, bitte nicht die komplette Einrichtung auf der Suche nach Hinweisen zu demolieren, ging es auch schon hinter Gitter. Dabei muss man festhalten, dass der junge Angestellte zwar nett und höflich war, aber auch nicht der größte Fan seines Jobs zu sein schien. Der Raum bestand zu einem Viertel aus einem Gefängnis, das stark an einen Schwarz-Weiß-Western erinnerte, und zu drei Vierteln aus einer Art Militärbüro. Alles war sehr detailgetreu eingerichtet und es gab eine Vielzahl von potentiell mehr oder weniger nützlichen, dafür aber authentischen, Utensilien. Eine leicht dramatische, an Marschmusik angelehnte, Hintergrundmelodie und gelegentliche "Bombenangriffe" wurden über Lautsprecher eingespielt und vollendeten die Weltkriegsszenerie.

Ich versuche im Folgenden, den Ablauf des Spiels zu beschreiben, ohne Geheimnisse oder Lösungen vorwegzunehmen (falls jemand es einmal selbst probieren möchte). Sobald der Mitarbeiter den Raum verlassen hatte, merkte man bei uns allen einen Stimmungswechsel. Hatten wir vorher noch gespaßt und gelacht, kannten wir mit einem Mal nur noch "unsere Mission". Sobald wir aus dem Gefängnis ausgebrochen waren, was ein bisschen Geschicklichkeit erforderte. Strömten wir im Raum aus, wie Bienen über frischen Schokokuchen. Jeder probierte, alles zu drehen und zu wenden, schaute hinter Schränke und Bilder und versuchte, so viele Hinweise wie möglich zu sammeln. Diese deponierten wir auf dem Schreibtisch des Büros, was am Ende ein mittelgroßes Chaos ergab. Die Zusammenarbeit klappte dabei erstaunlich gut, da oftmals der eine Ideen hatte, auf die die anderen nicht kamen. Und falls wir mal nicht weiter wussten, konnte man über ein Walkie-Talkie nach einem Tipp fragen. Im Nachhinein erscheint es lustig, dass man scheinbar offensichtliche Details übersehen hat, aber mit der tickenden Wanduhr im Ohr und dem Gedanken: "Wir müssen die Blaupausen finden, bevor die Wachen zurückkehren" im Kopf, entgeht einem so Einiges. Nach etlichen gedrückten Schaltern, geknackten Schlössern, entzifferten Codes und verschmorten Gehirnzellen, hielten wir endlich die Blaupausen in unseren Händen. Es dauerte 55 Minuten bis wir zu Helden wurden. Naja, ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.

Insgesamt war es auf jeden Fall eine Erfahrung wert und mal etwas Anderes. Wenn man zwei Stunden Unterhaltung haben möchte und sich auf solche Ideen einlassen kann, ist es eine tolle Sache. Mir und meiner Einheit von Veteranen hat es definitiv viel Spaß gemacht.

Bildnachweis:
M. Höppner
Externer Link: www.mindmaze.czwww.mindmaze.cz
Mindmaze
Tyršova 9
Praha, Praha 2
Tschechische Republik

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