Der Autor

Martin Piekar (*1990, Bad Soden am Taunus) ist ein deutschsprachiger Lyriker. Er studierte Philosophie und Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Piekar erhielt zahlreiche Prestigepreise. Er wurde Jahresgewinner des Bundeswettbewerbs und Laureat der Förderpreis des jungen Literaturforums Hessen und Thüringen, der hr2-Literaturpreis, der Atta-Troll-Superpreis für radikale Ideologiekritik und Sonderpreis für Lyrik beim Nordhessischen Autorenpreis.

Martin Piekars Poesie überschreitet interkulturelle Grenzen, setzt sich emotional mit Persönlichkeitsentwicklung auseinander und erforscht die Möglichkeiten der Subjektivität im politischen Raum.

Im Rahmen des Stipendienprogrammes des Prager Literaturhauses in Kooperation mit dem Hessischen Literaturrat verbringt er seit Mitte Juni 2021 einen Monat in Prag.

Bildnachweis:
© Ramune Pigagaite

Blog

| Martin Piekar | 24.8.2021

Prager Nächte, flusswärts

Well sometimes i go out by myself

And look across the water

Amy Winehouse, Valerie

 

Im Fenster föhnt eine Rothaarige

Ihre Frisur zur untergehenden Sonne

An der Vltava ruhen die Menschen

Die am liebsten mit ihr fortziehen würden

Mater urbium & Abnabelung, flaschenweise

treiben wir Fließrichtung Körper

Die Burg wird beleuchtet, während es noch hell ist

Ich steh auf

Damit wir wissen, wo wir sind & was wir hinterlassen

Die Demut der Großstadt

Feiern magische Möwen mit den Resteverwertern

Ich wurde mit nix hineingeboren

Geben dem Rest den Wert zurück

& nicht mal das

Aber erst morgen früh

Werde ich mitnehmen können

Nachts schneidet das Wasser die Boote

Unter den Brücken sitzen die Horoskope

Nachts ist es niemandem peinlich zu pinkeln

Ich höre die Menschen sprechen, als würden sie

Nicht glauben, dass jemand dieselbe Sprache spricht

Ich trau mich nicht über den Fluss

Nachts gibt's keine Touristen

Im Dunkeln sind wir alle daheim

Ich würde gerne jemanden ansprechen

Aber es fühlt sich an, wie eine Brücke

Aufs selbe Ufer zu bauen

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